jänner-februar 2001

Sabine Jenichl
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Furcht vor durchschnittlicher Architektur und unterdurchschnittlichem Inhalt

Peter Haas, Lehrer und bildender Künstler in Salzburg, würde sich „ja gerne für eine neue Museumslandschaft begeistern.“ Doch „wenn man nur Gerüchte kennt“, so Haas, ist „es eigentlich unmöglich, sich darüber ein Bild zu machen.“ Und er sei keineswegs bereit, „eine Blankobegeisterung“ an den Tag zu legen.

Das Eingeständnis von Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste), mit seiner Ablehnung des Guggenheim-Projekts vor zehn Jahren einen „schweren Fehler“ begangen zu haben, hat in Salzburg eine neuerliche Museums-Debatte entfacht. Die hiesigen Kunst- und Kulturschaffenden fühlen sich jedoch von den Politikern übergangen. Auch Hilde Fraueneder, Mitarbeiterin der Galerie 5020, teilt die Ansicht von Haas und bekundet ihr Interesse an einem neuen Museum. Doch man kann „weder dafür noch dagegen sein“, denn „bis zur letzten Massnahme wird alles unter vorgehaltener Hand entschieden“. Gemäss dieser Vorgangsweise verlief auch die Bestellung der neuen Direktorin des Rupertinums und künftigen Leiterin des »Museums am Berg« (MaM), Agnes Husslein, »im Geheimen«. Er habe, so Haas, nichts gegen die Person Husslein einzuwenden: „Ich kenne sie nicht.“ Die Form ihrer Bestellung aber hält er für „einen Skandal“. Sie wurde einfach „aus dem Hut gezaubert“.

Doch nicht nur der Umstand, dass alles „im Dunklen passiert“, erzürnt die Vertreter der Salzburger Kunst- und Kulturszene. Genauso steht die Architektur der beiden Museums-Projekte massiv unter Beschuss.

Fraueneder ist davon überzeugt, dass „von Anfang an kein toller Bau möglich war.“ Denn die Vorgaben für das »MaM« an die Architekten waren „knallhart“, und „logischerweise wurde dieses Projekt ausgewählt“. Von einer „braven Apotheose der Mittelmässigkeit“ sprach auch der Salzburger Helmut Hinter vor zwei Jahren in einem SN-Leserbrief. Denn bei „den Knebelungs-Vorgaben für die Architekten war nichts anders zu erwarten.“ Für die Galerie 5020-Mitarbeiterin ist die Architektur am Berg „sichtbar langweilig“, und die im Berg eine „scheinbar spannende“. Auch Peter Hass erklärt das Guggenheim zu einem „pseudooriginellen Projekt“ und bezeichnet Hans Hollein als „überholten Museumsarchitekten, der in den achtziger Jahren »in« war.“ Das »MaM« hält er für einen „pragmatischen Bau, der nicht auf den Mönchsberg gehört“. Er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum man „da oben diesen Block hinstellt.“

Alles in allem wünschen sich Fraueneder und Haas für Salzburg nichts sehnlicher, als „eine gut funktionierende Museumslandschaft“. Gut funktionieren kann Fraueneder zufolge nur ein Museum, das „produktiv ist“; ein Museum, das „zeitgenössische Kunst fördert“. Doch „wirtschaftliche Überlegungen beherrschen ihrer Ansicht nach das politische Verständnis“ und „zwingen die Verantwortlichen, populär zu arbeiten“.

Auch für Haas steht die Magnetwirkung der Museen im Vordergrund und er schlägt als Ort für den von Landeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP) forcierten »Abenteuertourismus« das »Guggenheim« vor. Im Gegenzug dazu kann er sich das »MaM« als »Ort für zeitgenössische Kunst« gut vorstellen.

Doch in Wirklichkeit ist der Glaube an ein inhaltliches Konzept weder bei Haas noch bei Fraueneder gegeben. Denn „keiner der Politiker lässt durchblicken, wie der Inhalt aussieht“. Haas vergleicht die Situation mit „einer Hardware, die einfach hingestellt wurde“ und fragt sich „wo bleibt die Software?“ Diese Vorgangsweise nährt seine Furcht vor „einer durchschnittlichen Architektur und einem unterdurchschnittlichen Inhalt.“