jänner-februar 2001

Dieter Schrage
leitartikel

Kunstzentrum Mönchsberg JA! Blaustichiger Glamour NEIN!!

Überrascht hatte mich Anfang November die Tatsache, dass die Initiative zu einer Reaktivierung des Salzburger Guggenheimmuseumprojektes von der Bürgerliste ausging. Sind doch die Grünen meist Gegner einer städtischen Verdichtung und haben wenig Sinn für Urbanität. Und Holleins Entwurf ist ein höchst urbanes Projekt von weitreichender architektonischer Symbolkraft, die besonders für Museumsbauten von grosser Bedeutung ist. Der Vorstoss des Bürgerlisten-Stadtrates Padutsch ist ebenso begrüssenswert wie Landeshauptmann Schausbergers Votum für ein »Kunstzentrum Mönchsberg« mit einem Museum am und einem im Berg. Gerade in der Festspielstadt Salzburg braucht die bildende Kunst einen besonders starken, symbolkräftigen Akzent. Es muß durch einen klaren kulturpolitischen Auftrag und entsprechende Budgetierung von vornherein sichergestellt werden, dass der museale Mönchsberg nicht eindimensional in die elitäre Festspiel-Society und die internationale Konzern-Kultur eingebunden sein wird.

Bedenklich stimmt mich schon jetzt die autoritär durchgezogene Bestellung von Agnes Husslein zur Rupertinumsleiterin und damit auch zur zukünftigen Herrin des Museums am Berg. Und vielleicht gibt es bereits einen Geheimplan, diese Kunsthistorikerin mit „glamourösem Charakter“ (W. Thuswaldner) zur Direktorin des ganzen Mönchsbergs einschließlich des Guggenheim-Kunststollens zu machen. Kenne ich doch aus der Wiener Szene den Tratsch, dass die Sotheby-Schöne eine sehr persönliche Verbindung zum Guggenheim-Direktor Thomas Krens hat. An sich beachte ich solchen Tratsch kaum, doch in dieser Salzburg-Connection kann er ein Signal sein. Dabei habe ich kaum Probleme damit, dass die »Kunsthistorikerin« Husslein keine Erfahrung mit Ausstellungsgestaltung und keine einschlägigen Publikationen, dafür aber manche "Seitenblicke"-Erfahrung hat. Doch bei der Tatsache, dass ihr Glamour, der an sich durchaus erfrischend für ein Museum sein kann, deutlichst blaustichig ist, hört für mich politisch der Spass auf. Zu deutlich habe ich Hussleins Versuche, die nachweislich kunstfeindliche FPÖ in der Wiener Kulturszene hoffähig zu machen, in Errinnerung. Das disqualifiziert sie aus meiner Sicht für jede öffentliche Führungsaufgabe, ob am oder im Mönchsberg.

Dieter Schrage

(Der Autor ist Kurator im Museum Moderner Kunst Wien)