jänner-februar 2001

kurzfehler

Kurzfehler

Die Stadt Hallein ist die Ausnahme der Regel. Hallein hat im Budgetvoranschlag 2001 die Förderungen für Jugend- und Kultureinrichtungen um 15 Prozent angehoben. Gratulation! - tom -

»Umbau« - nicht ganz unüberraschend wurde dieses Wort von uns zum »Wort des Jahres 2000« gekürt. Aktueller Stand: Wir bauen um, wenn der Umbau um den Umbau der Altbauten umgebaut wird, also rundherum mit dem Umbauen und Abbauen der alten Rundherumbauten angefangen wird, um den Umbau umbauen zu können, der dann als Neubau um die neu herum umgebauten Neubauten neu und umgebaut eröffnet werden sollen wird, wenn die Altbauten rundherum als Neubauten umgebaut worden sein werden. Oder so. Alles klar? -didi-

Der Kulturverein »Das Zentrum« in Radstadt wurde mit dem Landeskulturförderpreis 2000 ausgezeichnet. Von der Jury wurden mehrere Kriterien für die Entscheidung genannt: Einerseits die Breite des Angebots, was Sparten und Zielgruppen betrifft, vor allem aber der Mut, wie man in den öffentlichen Raum vordringt und die Altstadt zum Thema der Auseinandersetzung macht. Dieser lebendige Diskurs auf hohem Qualitätsniveau zeichnet die Arbeit des Zentrums aus. Die Kunstfehler-Redaktion gratuliert herzlich.

-gg-

Die Sozialdemokratischen StudentInnen vom VSSTÖ haben traditionell ein Leiden mit ihrer Partei. Was hilft die ganze linke Rhetorik, wenn die Partei dann immer genau das Gegenteil macht? Beispiel gefällig? Während die SPÖ-StudentInnen gegen die schwarz-blaue Belastungswelle, gegen die Studiengebühren und gegen den von der Bundesregierung durchgezogenen Bildungsstop auch in Salzburg auf die Strasse gehen, kürzt ihnen der eigene Bürgermeister auch noch die Subventionen für die StudentInnenheime. Bürgermeister Heinz Schaden hat den Zuschuss für die Heime im Budget 2001 auf ein Drittel zurückgeschraubt. 2002 soll's gar nichts mehr geben. Und dann? Dann werden eben die Heimpreise steigen. Armer VSSTÖ. -tom-

Herbert Werner verlässt das sinkende Schiff namens Salzburger Kulturpolitik. Der Leiter der Kulturabteilung des Landes Salzburg reagiert damit auf die Sparpolitik des Bundes und des Landes. Diese würde seine eigenen „wirtschaftlichen Belange“ schmälern, und die „massive Kürzung der Förderungsmittel“ würde zudem die Arbeit deutlich erschweren, schreibt der verdiente Kulturbeamte in seiner Rücktrittsbegründung an diverse Kulturvereine. Brisanter Nachsatz von Werners Schreiben: „Ich gehe davon aus, dass zumindest in nächster Zeit die Abteilung von meinem Stellvertreter Dr. Hans Berginz geleitet werden wird.“ Gut möglich, dass Berginz als Vertrauter von Kulturlandesrat Othmar Raus (SPÖ) überhaupt Werners Nachfolge antritt. - tom -

Das Salzburger Bergfilmfestival gehört zweifelsfrei zu den erfolgreichsten Veranstaltungen in der Stadt Salzburg. Im vergangenen November wurden in den zehn Tagen »Abenteuer Berg - Abenteuer Film« über 7.200 BesucherInnen im »Das Kino« gezählt.

Dennoch schwebte aufgrund der Budgetkürzungen lange Zeit ein Damoklesschwert über der Zukunft des Festivals. Erst durch die Initiative des Klubchefs der Bürgerliste im Salzburger Gemeinderat, Helmut Hüttinger, zeichnet sich nun ein Silberstreif am Horizont ab. Hüttinger, selbst Bergsteiger und vor seiner Politkarriere Vorsitzender des Salzburger Alpenvereins, reklamierte für das Bergfilmfest 100.000 Schillinge in das Kulturbudget der Stadt. Immer noch ein lächerlicher Betrag, aber vielleicht die Chance zum Überleben. -tom-

Peter Kurt Weiß, einer der aktivsten Rechtsextremisten in der Stadt Salzburg, ist Mitte November 2000 nach dem Verbotsgesetz zu einer 15-monatigen, bedingten Haftstrafe verurteilt worden. (Bei Redaktionsschluss war das Urteil noch nicht rechtskräftig). Das ehemalige FPÖ-Mitglied Weiß, laut eigenen Angaben Kaufmann, der Handel mit Waren aller Art treibt, hat vor allem eines im Angebot: Publikationen, die er in seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender der rechtsextremen Splittergruppe »Bürgerschutz Österreich« verantwortet. Darin und bei unzähligen Vorträgen in ganz Österreich versucht er sich durch Anti-EU-Tiraden zu profilieren und mittels spinnerter Verschwörungstheorien mit antisemitischer und rassistischer Verbrämung gegen die omnipräsente Freimaurergefahr zu stemmen. -Doc-

»Der Obus rollt ins out« Unter diesem Titel setzte sich der kunstfehler im Mai 2000 mit der Misere des öffentlichen Verkehrs in Salzburg auseinander. Mit nachhaltiger Wirkung! Salzburg holt gegenüber vergleichbaren Städten mit neuen Serviceleistungen auf. An ausgesuchten Haltestellen gibt es inzwischen Servicesäulen, welche die Ankunft des nächsten Obusses in Minuten anzeigen, die Fahrpläne sind beleuchtet....

»Service is our success« – den alten Fliegerspruch haben die Stadtwerke nun auf den Boden der Realität gebracht! -toemml-

Wirtschaft I: Gerbert Schwaighofer wurde vom Kuratorium der Salzburger Festspiele bis 2006 als Nachfolger von Hans Landesmann bestellt. Der Jurist und Wirtschaftsfachmann mit Schauspielausbildung ist vielen Salzburger Kulturschaffenden zwischen Goldegg, E-Bühne, Nonntal und Rockhaus seit Jahren kein Unbekannter: Als Lektor und Fachprüfer für Kulturmarketing lehrt er seit 1991 am in Salzburg ansässigen »Internationalen Zentrum für Kultur und Management ICCM« und hatte dabei gar nicht so wenige Salzburger Kulturschaffende unter seinen Hörern. Die werden ihm auch in Zukunft die Praxisnähe zu danken wissen. -gg-

Wirtschaft II: „Ich komme aus der Wirtschaft“, lautete nicht nur das Credo von Vizebürgermeister Gollegger im vergangenen Wahlkampf, so hiess auch vor Jahren ein Kabarettprogramm von Otto Grünmandl. Nun verkündet Gollegger zum Kongresshaus-Disaster, dass er daraus gelernt habe, in Zukunft bei Ausschreibungen nicht nur auf Preis, sondern auch auf Qualitätsgarantien zu achten. Hört, hört. Man sollte sich erkundigen, wo dieser Herr studiert hat, dass ihm sowas nicht schon früher eingefallen ist. Grünmandl’s Folgeprogramm hiess übrigens: »Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn’ ich mich aus«.

-mfg-

Gewinner & Verlierer: „Mit dem Landesvoranschlag 2001 habe Salzburg ambitionierte Ziele verfolgt und auch erreicht.“ So kann man es natürlich auch sehen, wenn man als Beruf Finanzlandesreferent angeben kann. Lautet aber die Berufsbezeichnung Künstler oder Kulturvermittler, dann wird es bitter. Das Budget 2001 bringt für die freie Kulturförderung eine Radikalkur, die für einige zur Überlebensfrage wird. Kürzungen im Ausmass von 33%, keine Preise und Stipendien mehr, selbst dort, wo es keine Kürzungen geben soll geht die Förderpraxis »down under«. Für die ARGE bedeutet dies, dass gegenüber dem Vorjahr öS 500.000.- weniger an Fördermittel des Landes zur Verfügung stehen. „Dominobudget“ sagt Landesrat Raus, der die Kürzungen politisch zu verantworten hat – als Hinweis auf die schwarz-blaue Bundesregierung, die von den Ländern den Finanzausgleich fordert. Das ist durchaus richtig, nur: In der selben Situation erhöhen Vorarlberg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien... ihre freien Kulturförderungen. Selber »Domino« möchte man sagen, hat es der Koalitionspartner ÖVP doch geschafft, seine Ressorts zu erhöhen: Die Traditionskultur und die von Landeshauptmann Schausberger verwalteten Kulturressorts steigen unaufhörlich: Der Anteil der grossen acht (Festspiele, Landestheater, Mozarteum-Orchester, Musikschulwerk, MCA, Rupertinum, Freilichtmuseum Großgmain, Burgen & Schlösser) am Kulturbudget des Landes steigt damit von 61,4 % auf über 65,2 % an. Und erstmals hat die ÖVP im Kulturbereich mehr Gelder zu vergeben als der rote Landesrat. Domino!

-toemml-

Anderswo: Die LaroqueDanceCompany unter Leitung der Salzburger Choreographin Helene Weinzierl , hierzulande mit Förderungen kaum bedacht, reüssiert im Ausland. Neben erfolgreichen Auftritten in Portugal wurde Helene Weinzierl mit dem Stück bei AEROWAEVES von 25 europäischen Theater- und FestivalveranstalterInnen unter 258 Produktionen ausgewählt, und ist nun gemeinsam mit acht anderen Kompanien Teil dieses Europäischen Touringprogrammes. Gratulation von kunstfehler. -toemml-

Public Netbase t0 ist nicht gerade das Liebkind von Kunststaatssekretär Morak. Der greift in die unterste Schublade und zahlt die zugesicherte Jahresförderung 2000 einfach nicht aus. Zwar liegt ein von Morak geforderter Prüfbericht seit Ende September vor, eine Antwort des Kunststaatssekretärs steht aber noch immer aus. Für Public Netbase t0 bedeutet diese Vorgehensweise jedenfalls eine folgenschwere Existenzgefährdung. Nun soll die Volksanwaltschaft mit einem Hilferuf auf den Fall Public Netbase t0 aufmerksam gemacht werden, um der Willkür des Kunststaatsekretariats gegenüber der kritischen Medienkulturinitiative ein zeitgerechtes Ende zu bereiten.

-toemml-

subnet und Fotohof knüpfen digitale Netzknoten. Die erste selbstverwaltete Kultur-Internetanbindung in Salzburg hat im Dezember 2000 in der Galerie Fotohof ihren Betrieb aufgenommen. Die von subnet betreute Internet-Standleitung stellt dabei eine kostengünstige, flexible und nichtkommerzielle Anbindung an das Internet dar, vergleichbar mit servus.at in Oberösterreich und Public Netbase in Wien. Auch soll dieses Pilot-Projekt ein wichtiges Signal für Kunst und Kultur in Salzburg setzen. „Durch flexible, selbstverwaltete Internetanbindungen können Salzburger Kulturorganisationen das Netz entsprechend ihrer Bedürfnisse nutzen.“, so subnet. Womit von der Installation von Public Access Terminals bis zu »Live-Auftritten« im Netz alles möglich ist, und der erste Schritt in Richtung einer »Salzburger Netzkultur« getan wurde.

-didi-

Siegfried Mitterdorfer, FPÖ-Vizebürgermeister und als solcher oberster WC-Sanierer der Landeshauptstadt (der »kunstfehler« hat berichtet), kann selbst am Häusl seine Feindbilder nicht vergessen. Manche Klos können „vom normalen Publikum“ nicht mehr benutzt werden, weil dort „Sandler und Asoziale ihre Treffpunkte“ hätten, beklagt sich der FPÖ-Politiker. Mitterdorfer will jetzt „Sandler und homosexuelle Stricher“ aus den WC-Anlagen durch Wachdienst und Polizei vertreiben lassen. Dass sich Obdachlose vielleicht gar nicht so gern auf verbrunzten Klos treffen, aber mangels anderer halbwegs warmer Plätze in der Stadt oft keine Wahl haben, fällt dem feinen Herren Mitterdorfer gar nicht erst ein. Und was, wenn ein Prostituierter aufs Klo muss? Soll der sich im Innenhof des Schloß Mirabell erleichtern? -tom-

Weniger ist mehr! Auch die Stadt Salzburg hat ein Kulturbudget beschlossen: Gegenüber Land und Bund übt sich die Stadt bei den Kürzungen in nobler Zurückhaltung. Eine zwei prozentige Kürzung sei zu verkraften, meint Kulturressortchef Schaden, zumal die Kürzungen nicht linear verlaufen, sondern bei Institutionen wie etwa Jazz im Theater, Galerie Fotohof oder der Galerie 5020 sogar Erhöhungen beschlossen wurden.

-toemml-