november-dezember 2000

SCHEIBLINGSEDER

20 Jahre und kein bisschen leise oder: »Die richtige Wahrheit braucht keiner wissen.«

Begonnen hat alles bei einer ðAmateur-NachtÐ in einem Salzburger Studentenheim. Damals, vor 20 Jahren noch als Karl Scheiblingseder & Seine Gehilfen (dazu später mehr) und mit dem festen Glauben daran, so etwas wie ðPunkrockÐ (»Ja! Wirklich! Wir waren damals sowas wie Punk-Austria!«) zu spielen. Immerhin wurde in dieser Zeit aber auch die »Lücke des Deutschsprachigen« entdeckt. Nicht ganz unabhängig von der gerade grassierenden ðNeuen deutschen WelleÐ, aber mit durchaus eigenen Ansichten darüber.

Dafür gab es 1984 beim ðErsten österreichischen LiedermacherwettbewerbÐ einen Preis, und seither ein superrares Stück Vinyl mit einigen Scheiblingseder-Nummern, die jedoch ungefähr so wie »Wolfgang Petri, aber ohne Armbänder und Schauzer« klingen sollen. Es folgten vier Gitarristen, drei Keyboarder sowie eine neugewellte »Sängerinnen-Phase« (inklusive Bundfaltenhosen, dünnen, schwarzen Lederkrawatten und Sakkos mit rausgeschobenen Ärmeln – also als optische Pest).

Mittlerweile habe man sich aber in der Besetzung Peter Angerer (dr), Horst Fischer (guit, voc) Harald Friedl (voc, git), Wolf Arrer (bass) bei »weniger als 100 aber mehr als 15 Konzerte pro Jahr« in ganz Österreich eingependelt und sei sowieso »zwischen Salzburg und Attnang-Puchheim weltberühmt«. Dazu kommen Einzelgigs in Holland, Sarajewo oder England und natürlich in Italien, wohin Scheiblingseder den harten Kern von Fans und Freunden (sozusagen die ðSchreiblingseder-DeadheadsÐ) bis jetzt schon einmal zu einer kulinarisch-musikalischen Reise eingeladen haben.

Wer ist nun aber dieser ominöse Karl Scheiblingseder, von dem alle Bandmitglieder immer wieder als »historische Lieblingsgestalt und unterbewerteste Persönlichkeit der Geschichte« reden? Kurz, dieser »Weltreisende«, so die Musiker, »hat alle Hits der Musikgeschichte geschrieben«. Daher verstehe man sich auch nicht als ðCover-BandÐ. Denn: »Seitdem wir auf die von der internationalen Musikindustrie seit Jahrzehnten verschwiegenen Dokumente von Karl Scheiblingseder gestossen sind, stehlen wir diese Songs quasi zurück. Deshalb müssen wir auch nichts Neues komponieren, weil ja eh schon alles von uns ist. Etwa Karl Scheiblingseders Kosmonauten-Hymne ðMajor TomskyÐ, die David Bowie als ðMajor TomÐ gecovert hat.« Unlängst habe sich »der Meister« sogar aus Usbekistan mit genauen Anweisungen zu einem »eventuell Björk-kompatiblen Maultrommel-Oberton-Lied« gemeldet, dass vielleicht auch bei der Scheiblingseder-Geburtstagsparty zur Welturauf- führung kommen wird.

Stellt sich noch die Frage, wie man sich so all die Jahre über fit gehalten hat. Wobei als »Geheimrezept« auch »a Seidl Bier in den ortsüblichen Mengen« (»paracelsussmässig mit viel Vitamin B«) erwähnt wird. Zwar leide nie die »Spielfähigkeit« darunter. Jedoch könne es schon vorkommen, dass »das Publikum alkoholmässig überfordert war«.

Und was können wir für die nächsten 20 Jahre erwarten? »Wir werden vermehrt gemeinsame Ausflüge in die Berge und zu griechischen Klöstern unternehmen, zusammen mit unserer Rechtsanwälten die Dokumente von Karl Scheiblingseder durchchecken, und wenn wir nicht schlechter werden als momentan, immer noch spielen.«

Und demnächst im kunstfehler: Der ðScheiblingseder-StarschnittÐ!!!