november-dezember 2000

kurzfehler

kurzfehler

Hubschraubereinsatz! Rund 66 Millionen Steuerschillinge lässt sich die schwarz-blaue Regierung die Erstellung und Durchführung eines PR Spektakels der besonderen Art kosten: Der Vermittlung des Sparkurses an die werten Wählerinnen. -toemml-

Der Subzoner, das Magazin des Halleiner Jugend- und Kulturzentrums Zone 11 war im Sommer Gegenstand einer Anfrage seitens der FPÖ in der Gemeindevertretung. Hatte doch, laut den Tennengauer Nachrichten, die Staatspolizei darin »bedenkliche, linksextreme Inhalte« festgestellt. Vertieft wurde diese Analyse noch durch einen Leserbrief in den TN, der die »Verherrlichung radikaler Personen« und sonstiger »Demokratiefeinde« am Beispiel eines Subzoner-Portraits über »die Chefin des terroristischen Spartakusbundes Rosa Luxemburg« ungeschminkt zu Tage brachte. Was die Halleiner FPÖ-Gemeinderiege dann wohl dazu veranlasste, in ihrer Anfrage (neben den üblichen Fragen bezüglich Subventionen) auch nach der »Personengruppe« zu fragen, der »diese Zeitschrift ausgeschickt« wird. Bezüglich des Fankreises der – von präfaschistischen Freikorps-Offizieren ermordeten – Rosa Luxemburg können wir der Halleiner FPÖ zumindest einen sachdienlichen Hinweis geben. Immerhin gibt es einen deutschen Ex-Kanzler (der auch immer wieder in Österreich Urlaub macht), von dem sowohl Ton- wie auch Bildaufnahmen existieren, die belegen, dass er immer wieder das Rosa Luxemburg-Zitat »Freiheit bedeutet die Freiheit des politisch anders Denkenden« bei Wahl- und sonstigen Reden zu einem seiner politischen Leitsätze erhoben hat. -didi-

Orange Taxis oder kamerabestückte Blockhütten? Da bleibt nur eine Lösung: Zurück zum Radio. So konnte man vor kurzem auf Bayern 2 ein Feature übers Oktoberfestattentat vor zehn Jahren serviert bekommen, in dem Autor Ulrich Chaussy akribisch schildert, wie Bayerns Kriminalpolizei darauf bedacht war, den Täter, ein Mitglied der NS-Wehrsportgruppe Hoffmann, als Einzeltäter ohne politischen Hintergrund hinzustellen. Da wurden Beobachtungen vom Tatort schlichtwegs unterschlagen, verschwanden bei der Polizei sogar von Zeugen gefertigte Zeichnungen potentieller Mittäter. Kein Reality- oder Pay-TV-Kanal kann da mithalten. Also, Features hören, zappen erlaubt. Nach einiger Zeit hat man heraus, wann man Ö1, B2 oder Deutschlandfunk einschalten muß. Ulrich Chaussys beinah unglaubliches Feature Bombenstimmung ist übrigens auf CD im Hörbuchverlag Hamburg erhältlich. -Gg-

DURCHSCHAU.T Frauen und Kultur 2000: Unter diesem Titel haben Kulturspur und Dachverband der Salzburger Kulturstätten gemeinsam einen Schwerpunkt zum Thema Geschlechterverhältnisse in der Salzburger Kulturlandschaft gesetzt. Ein erster Schritt war die Durchführung einer Fragebogenerhebung bei 52 - im Dachverband organisierten - Kulturinitiativen in Stadt und Land Salzburg. In den 28 in die Auswertung einbezogenen Einrichtungen sind 60 % der hauptamtlich Beschäftigten Frauen. Die Ergebnisse zeigen ausserdem, dass etwa die Arbeit in Kultureinrichtungen selten eine Vollzeitbeschäftigung darstellt (18 % der Frauen und 31 % der Männer arbeiten zwischen 36-40 Std. wöchentlich). Dementsprechend niedrig ist auch das durchschnittliche Einkommen: 60 % der Frauen und 50 % der Männer verdienen bis ATS 5.000,- monatlich. Weitere Fragen bezogen sich darauf, inwieweit Frauenschwerpunkte in der Programmgestaltung berücksichtigt wurden, bzw. auf die Häufigkeit des Engagements von Künstlerinnen. Immerhin 61 % der Kultureinrichtungen können sich vorstellen, dass Frauenförderung ein Kriterium bei der Vergabe von öffentlichen Mitteln sein könnte. Dies kann als politischer Auftrag an Stadt und Land Salzburg gesehen werden: Um diesem Auftrag nachzukommen, sind Daten zur Kulturförderung geschlechtsspezifisch zu erheben und öffentlich abrufbar (Homepage) zu machen. -Ug.-

Waidmannsheil! Seit der letzten kunstfehler-Ausgabe wurden folgende Institutionen zur Strecke gebracht: Der Stadtteilverein Liefering. Lapidarer Kommentar des zuständigen Stadtrats Josef Huber (SPÖ): »Negativer Amtsbericht«. »Fadenscheinige Begründungen« antworten die MitarbeiterInnen des Stadtteilvereins, zumal der Verein liquidiert wurde, ohne konkrete Pläne für ein Nachfolgeprojekt zu haben. Auch der Kulturressortchef schmückt sich mit einem Blattschuss: Jugendservicestelle voll getroffen, sie existiert ab 2001 nicht mehr. Stattdessen gibt es schon einen Jugendbeauftragten der Stadt: Günter Österer. Von einer offenen Ausschreibung des Postens wurde nichts bekannt. -koba-

»Leider kein Budget mehr dieses Jahr...«. Was freie Filmschaffende bisher von Kulturzuständigen im Salzburger Magistrat und aus dem Bundeskanzleramt zu hören bekamen, wird nun auch Tenor der Subventionsverhandlungen mit dem bisher zuverlässigen Fördergeber Land Salzburg werden. Das Land wird im nächsten Jahr die Ausgaben des Kulturressorts und somit auch seine Filmförderung empfindlich kürzen, prognostiziert sind Einsparungen von 54% (sic!) des Vorjahresbudgets. Die Entscheidung, ob nun die Beibehaltung der Basisförderung oder doch besser die Unterstützung von einzelnen Filmprojekten angemessen sei, wird nicht nur den Fördergebern schlaflose Nächte bereiten: Institutionalisierte Vereine wie Das Kino und Studio West werden, wenn es um’s Geld geht, unfreiwillig zu Konkurrenten der freien Filmszene, die, wie es aussieht, freundlich in das Terrain der No-Budget-Produktionen entlassen werden soll. -ulli-

Solidarität mit den Salzburger Film-, Video- und Multimedia-Schaffenden

Einen Jugend-Fotowettbewerb unter dem Titel >der kleine mann< haben die Aktion Film und das Friedensbüro für Amateur- und HobbyfotografInnen von 14 bis 24 Jahren ins Leben gerufen. Dieses heutzutage viel beschworenen politisches Phänomen soll dabei mit den Mitteln der Fotografie ein Gesicht bekommen. Stellt sich doch noch immer die Frage wer bzw. was ist der kleine mann, wen symbolisiert er, wer bezeichnet sich selber so und was ist, wenn er eine Frau sein sollte? Auf spannende Ergebnisse kann sich jedenfalls schon gefreut werden.

Einsendeschluss: 20. November 2000 Prämierung: 2. Dezember 2000

Zone 11, Hallein (ab 19:00 Uhr)

Zusätzlich gibt es am 8. November um 19:30 Uhr im Brunauerzentrum (Elisabethstrasse 45a)

unter den Titel Wer fürchtet sich vorm kleinen Mann? eine Diskussion zum Thema Angst und Politik mit Gabi Burgstaller (SPÖ, Salzburg), Klaus Ottomayer (Sozialpsychologe, Klagenfurt), Heide Schmidt (Institut für eine offene Gesellschaft) und Sylvia Wörgetter (Moderation, Salzburger Nachrichten).

Nähere Infos: Aktion Film Salzburg, Thumeggerbezirk 9 • A-5020 Salzburg • Tel. 0662/822023 • e-mail:

office@aktion-film-salzburg.at

www.aktion-film-salzburg.at/media/

Drogen sind bekanntlich bäh, schaden in From von laschen Haschern der Wirtschaft (also dem Markt wie auch der Gastronomie) und sind vor allem deshalb nich legal, weil sie so illegal wie Fremde ohne Aufenthaltgenehmigung sind. Alkohol hingegen, so unlängst der FPÖ-Staatssekretär Reinhard Waneck, gehöre doch seit Jahrhunderten zu unserer Kultur. Ist sozusagen Teil unserer kulturellen Identität. Und die gilt es nunmal zu schützen. Immerhin, so Waneck weiter, sei ja auch noch keine Kultur wegen Alkohol untergegangen. Was die verschärfte Gangart der FPÖ in Sachen Drogenpolitik nun auch als ganz speziellen Heimatabwehrkampf erscheinen lässt. Wie sowas geht, hat in den 90ern ja schon die britische Bierindustrie vorgeführt, die, bestürzt über die u.a. durch Ecstacy verursachten Alkoholabstinenz bei Jugendlichen, die Alk-Limonade Hooch erfand, um so den Alkohol(erst)einstieg wieder schmackhafter zu machen. So schlimm wird es bei uns aber wohl nicht kommen. Zumindest solange sich in den CD-Regalen RTL2- Urlaub endgeil - Sommer-Special voll krass-Sampler wie Kampftrinker und Total Dicht stapeln und darauf DJ Ötzi »Prost ihr Säcke« donnert, ist »unsere Kultur« sicher nicht vom Untergang bedroht. Voll endgeil sowas! -didi-

Führer befiel, wir singen! Intimszenen aus dem österreichischen Journalismus: Bei der Pressekonferenz am 10. Oktober – zum Jahrestag der Volksabstimmung in Kärnten – forderte Landeshauptmann Jörg Haider die anwesenden JournalistInnen abschliessend auf, sich zu erheben und gemeinsam die Kärntner Landeshymne zu singen. Einzig zwei Journalistinnen konnten dem kollektiven Hymnen-Angebot (Textzeile: »Wo man mit Blut die Grenze schrieb«) wider-stehen: eine freie Mitarbeiterin einer lachsrosa Tageszeitung und ein Redakteur einer slowenischen Tageszeitung. -Koba-

»Viva Che Guevara!« Mit einem ungewöhnlichem Bekenntnis zum kubanischen Revolutionär Che Guevara ließ die Internet-Homepage der deutschen Christdemokraten aufhorchen. Wie das Internet-Magazin gold.de berichtete, hatten Hacker das Bild des Freiheitskämpfers mit dem Untertitel »Viva Che« auf die homepage www.cdu.de gestellt. Nach einem Wochenende war der virtuelle Che jedoch wieder von der Homepage verschwunden. -woge-

In den vergangenen Jahren waren die musikalischen Blödeleien der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV) eher ein Fall für Kindergeburtstage. Dabei wird gern vergessen, dass die Steirer zu Beginn ihrer Karriere bevorzugt Spießer, Kleinbürger und Nazis aufs Korn nahmen. Etwas von der alten satirischen Bissigkeit scheinen die EAVler doch in die Gegenwart hinübergerettet zu haben. Auf ihrer aktuellen CD »Austropop in Tot-Weiss-Tot. 2000 Jahre sind genug« findet sich neben den üblichen Klamotten auch das Lied Valerie Valera. Der Untertitel Haiders Sprung in seiner Schüssel verschafft Klarheit. Haben sich die Rotzbuam doch tatsächlich erfrecht und ein regierungskritisches Lamento über die FPÖVP-Mächtigen eingespielt. Mit dem Ergebnis, dass die meisten heimischen Sender auf ein Abspielen des Songs verzichten. EAV-Sänger Klaus Eberhartinger spricht von Boykott und Zensur. Vielleicht ist es ja auch nur vorauseilender Gehorsam. Dass die EAV nicht zu den Putzibärlis der FPÖ gehört, dürfte seit Haiders Klage gegen den Jörgl-Jodler bekannt sein. Wenig überraschend also, dass Klubchef Westenthaler, der ansonsten gern auf seine Austropop-Präferenz verweist, in diesem Fall nichts von sich hören ließ. -DOC-

Ob das diesjährige 7. Salzburger Bergfilmfestival (vom 17.-26. 11, wie gewohnt im Das Kino) auch das letzte sein wird, steht noch nicht fest. Das hängt in erster Linie vom Bund ab, der dem renommierten Programmkino für heuer die ohnedies bereits gekürzten Förderungen nochmals um 15% beschneiden möchte. Dabei arbeiten die Festivalorganisatoren schon seit Anbeginn mit privaten Sponsoren zusammen, und können jährlich steigende Zuschauerzahlen - im Jahr 1999 waren es etwa 6800 BesucherInnen - vorweisen. Bleibt abzuwarten, ob das ministerielle Streichorchester auch einmal ihre eigenen Rotstifte evaluiert. Womöglich glauben die Kulturbürokraten, dass die Gratwanderung und das Leben am Abgrund nicht bloss für Bergsteiger, sondern auch für Kinobetreiber und Künstler eine gewünschte Existenzform darstellt. Schwerpunkte der heurigen Filme und Vorträge bilden die Alpen, sowie Reflexionen über das Scheitern und die Niederlage. Ähnlichkeiten mit dem Kulturbetrieb sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. -DOC-