september-oktober 2000

Didi Neidhart
zu gast

All That Jazz

Anfang August fand im Kulturgelände Nonntal bereits zum dritten Mal das mittlerweile international hochrenommierte "International Jazz Seminar Salzburg" statt. Als WorkshopleiterInnen konnten auch heuer wieder hochkarätige „Kapazunder“ aus der internationalen Jazz-Szene wie Gottfried Stöger (Toots Thielemans), Wolfgang Muthspiel (Gary Burton Quintett), Lauren Newton (Bobby McFerrin, Ernst Jandl, Vienna Art Orchestra), Garry Dial (Dizzy Gillespie, Gerry Mulligan, Nat Adderley), Jeff Andrews (Wayne Shorter, David Sanborn, Matalex) und Jamey Haddad (Paul Simon, Glen Velez, Betty Buckley) verpflichtet werden.

Wie sehr sich das Seminar locker auf internationalem Niveau bewegte (auch die Hälfte aller Anmeldungen kamen aus dem Ausland) zeigte sich nicht zuletzt bei den heurigen Programmerweiterungen. So gab es nicht nur zusätzliche Konzerttermine und AssistentInnen für die jeweiligen Workshop-Klassen. Auch die Neukonzeption der Konzert- und Präsentationsabende (mit DozentInnen-Konzerten als Hauptact und danach folgenden Klassenpräsentationen) wurde sowohl von den Seminar-TeilnehmerInnen wie auch vom (zahlreich erschienenen) Publikum äußerst positiv aufgenommen.

Die Tatsache, dass die Vorträge von Lauren Newton ("Beyond Scat, Voice As An Instrument") und Jamey Haddad ("Musician's Guide To World Music Rhythm Concepts") von weit mehr Leuten als nur den Workshop-TeilnehmerInnen besucht wurden, zeigte zudem, dass "Theorie" nicht nur nicht immer grau sein muss, sondern auch ihr Publikum finden kann.

Überhaupt versprühte das "International Jazz Seminar Salzburg" eine kreative Spannung, die regelrecht in der Luft knisterte und die auch im ganzen Haus mit der Hand zu greifen war. Was sich dann auch in einem allgemeinen Stimmungshoch während der gesamten Seminardauer niederschlug. Bestätigt wurden diese Wahrnehmungen durch qualitativ herausragende und gut besuchte Konzerte, bei denen besonders das hohe Niveau der "SchülerInnen" ins Auge respektive in die Ohren stach.

Einziger Knackpunkt bleibt natürlich auch hier die finanzielle Situation. Zwar gibt es schon hochgesteckte Pläne für nächstes Jahr (noch "größere" Namen wären auf Grund guter internationaler Kontakte kein Problem, auch soll es mehr Raum für Jam-Sessions nach den offiziellen Konzerten und Präsentationen geben), aber deren Realisation muss auch finanziell abgesichert sein. Was die Notwendigkeit der Ausweitung der Presse- und Promotionarbeit auf internationaler Ebene sowie Synergien im Sinne von Medienpartnerschaften (ORF, Salzburg TV, SN) und die Suche nach privaten Sponsoren bedeutet. Es muss ja nicht immer nur Dixieland und Old-Time-Swing sein.

Didi Neidhart