september-oktober 2000

Thomas Randisek
gelinkt

WIR und die ANDEREN

WIR: Männlich, jung, gebildet, middle-class und weiss – so sieht er aus, der typische Internet Nutzer. Die neuesten Zahlen des Austrian Internet Monitor www.integral.co.at/ bestätigen dies: Die Zahl der Internet Surfer hat sich in Österreich seit 1998 zwar verdoppelt: 2,6 Millionen Österreicher (63%) und Österreicherinnen (38%) nutzen das Medium Internet. Während 29 Prozent der Österreicherinnen ab 14 Jahren zeitweise ins Internet einsteigen, ist der Prozentsatz bei den Männern deutlich höher: Mit 49 Prozent aller männlichen Österreicher ab 14 Jahren nutzt fast jeder zweite Mann das Internet. Von den Teenagern (14 bis 19 Jahre) surfen 78 Prozent der Mädchen und 82 Prozent der Burschen im www. Bei den über 50-Jährigen ist der Prozentsatz an Frauen, die das Internet nutzen, nur noch halb so hoch wie bei den Männern. Soweit die nackten Zahlen.

DIE ANDEREN: „Trotz der soziodemographischen Nivellierung der Internet-Nutzer werden auf mittlere bis längere Sicht nicht unerhebliche Bevölkerungsgruppen über keinen Internet-Zugang verfügen“ – so ein Nebensatz dieser Studie. Drastischer formuliert: „Es gibt eine Spaltung in der Gesellschaft, die auch mit einem Versagen des Marktes zu tun hat“. Wenn Bürger mit Hauptschulabschluss oder Matura keinen Weg ins Netz der Netze finden, dann liegt das eben auch daran, dass für Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen der Kauf eines Computers eine teure Investition ist, die Telefon- und Nutzergebühren laufende Kosten sind, die so ein Haushalt nur schwer ausgeben kann. Dass – auf Perspektive – so auch den Kindern der Zugang verwehrt wird, liegt auf der Hand. Und Leute, die die Kulturtechnik „lesen“ nicht beherrschen? Laut einer OECD Schätzung sind alleine in Österreich 300.000 Menschen funktionale Analphabeten.

Dazu passt, dass sich das Internet nach wohlbekannten alten Verteilungsmustern von Geld und Bildung ausbreitet: Im Zentrum stehen Großunternehmen, Banken, Universitäten und urbane Menschen. Die anderen? Ländliche Regionen und die gesamte Dritte Welt werden an den Rand gedrängt. Nachzulesen auf einer Seite, die sich mit einer neuen wisenschaftlichen Disziplin befasst: Cybergeographie. Aktuelle Karten und Illustrationen über den Datenfluss unter www.cybergeography.com

-toemml-