september-oktober 2000

Anton Gugg

Neuer Kapitän am Ruder von Salzburgs Musik-Uni

Die Zeiten für Salzburgs Musik- und Kunstausbildungsstätte "Mozarteum" sind alles andere als ruhig. Noch immer steht in den Sternen, wann

und wie und ob überhaupt das gesundheitsgefährdende "Unglücksgebäude" am Mirabellgarten saniert werden kann. Die vorläufige Unterbringung der weltberühmten Musikerschmiede in einem ehemaligen Einkaufszentrum kann auch nicht "Endstation" am Stadtrand sein.

Außerdem steckt das "Mozarteum" im einem Umwandlungsprozess, aus dem die Hochschule als Universität hervorgehen soll. Mit all diesen Erschütterungen eingefahrener Strukturen war bisher Rektor Klaus Ager konfrontiert. Der zweifellos sympathische und studentennahe "Mozarteums"-Lenker wollte sein Haus aus diversen Klärungsprozessen herausführen, hat es aber im Verfahren der Rektorswahl im Mai des Jahres nicht einmal in den Dreier-Vorschlag geschafft. Als Sieger hat schließlich der gebürtige Frankfurter Kulturmanager und Musik-Theater-Praktiker Roland Haas seine wirklich ernst genommen Konkurrenten Erhard Busek und Sabine Tomek - die Musikchefin des Saarländischen Rundfunks - aus dem Feld geschlagen: Mit einer Konzept-Performance, die das maßgebliche Kollegium samt Vorsitzender Manuela Widmer in ihren Bann geschlagen haben muss.

Die Uni-Frau schwärmte bei der Vorstellung des künftigen Rektors von der konkurrenzlosen Überzeugungskraft und "mitreissenden Ideen" des ehemaligen Tanz-, Theater- und Operndramaturgen, der als langjähriger Abteilungsleiter des Stuttgarter Kulturamtes auch mit Verwaltungsgeschäften ausgiebig Bekanntschaft gemacht hat. So viel Lob ist Haas direkt peinlich, denn der neue Rektor wollte von seiner umwerfenden Wirkung auf einen sicher nicht leicht verführbaren Universitätsrat nichts wissen. Tomek und Busek hatten das Nachsehen. Salzburgs Musik-Uni hatte offenbar Bedenken gegenüber einer Fachfrau aus dem Medienbereich und einem Politiker, der nie mehr als einen Teilzeitjob im Auge hatte. Haas verharrt momentan in Warteposition.

Sobald die neue Institutsgliederung abgeschlossen ist, kann der neue Kapitän das Generalruder in die Hände nehmen. Beim Start des Wintersemesters soll es soweit sein.