Das Murren der Bürger
Wer sich dieser Tage in Salzburg genau umhört, wird Erstaunliches feststellen: Es gärt im Bürgertum. Und wie! Das Ziel des Unmutes heißt Franz Schausberger, von Beruf Landeshauptmann und Chef der Salzburger ÖVP. Die Auslöser für das Murren der Bürger sind das Stadion vor den Toren des Barockjuwels Klessheim und das "Museum der Moderne" am Mönchsberg. Beides Prestigeprojekte des Landeshauptmannes.
Der Widerstand gegen das Stadion wird neben den Anrainern zu einem großen Teil von der gut situierten Lodenmantelfraktion an der Salzach getragen. Ja sogar wichtige Funktionäre der katholischen Kirche engagieren sich gegen die "Kulturschande". Beim "Museum am Berg" gibt es hingegen keinen offenen Widerstand, aber durchgängige Ablehnung. "Ich kenne keinen, der dafür ist", so ein Mitarbeiter eines ÖVP-Büros zum Autor dieser Zeilen.
Das von einem Münchner Büro erarbeitete architektonische Konzept "der Schachtel" ist - vorsichtig formuliert - nicht gerade überwältigend. Und ob man ein Museum wirklich mit den Beständen des Rupertinums und der privaten Sammlung des ÖVP-Freundes Herbert Batliner wird füllen können, darf bezweifelt werden. Dazu kommt noch, dass Leihgeber Batliner aus seiner Tätigkeit als Steuerberater und Treuhänder im Finanzparadies Lichtenstein derzeit mit der Staatsanwaltschaft zu tun hat. Ihm wird Geldwäsche vorgeworfen.
Und jetzt noch Hans Holleins "Museum im Berg" mit Guggenheim. Das vor knapp zehn Jahren von der lokalen Politik "versenkte" Jahrhundertprojekt, hat dank der Initiative von Bürgerlisten-Stadtrat Johann Padutsch nun doch noch eine Chance auf Realisierung. Wenn Schausberger nicht die Kurve kratzt und eine Nachdenkpause für sein „Batliner-Haus“ verordnet, sondern mit dem „Museum am Berg“ beiträgt, Guggenheim ein zweites Mal zu verhindern, wird ihm das ureigenste ÖVP-Wählerklientel der Salzburger Bürger dies nie verzeihen. Wie hat ein prominenter Salzburger neulich gesagt? "Das kann wie bei Bürgermeister Harald Lettner enden. Der schaufelte sich mit dem Spatenstich am Bahnhof auch sein politisches Grab."
Thomas Neuhold