september-oktober 2000

Anton Gugg

Den italienischen Verlockungen erlegen

Rupertinum-Chef Peter Weiermair übersiedelt bald nach Bologna

Bologna hat nicht nur die berühmteste aller Pasta-Beigaben zu bieten. Der Bildungstourist - falls sich einer vom Weg nach Florenz abbringen lässt - findet mittelalterliche Geschlechtertürme in Schräglage, die monströsesten Kirchenbauten Italiens und Akademiewinkel, in denen Inkunabeln der Barockmalerei verstauben.

Bologna ist nicht die attraktivste aller Stadtperlen südlich der Alpen, sie ist nicht einmal ein besonderer Anziehungspunkt für Reisende. Und dennoch haben es die dortigen Stadtmuseen (darunter die Herberge für die Kunst Morandis) geschafft, Peter Weiermair aus dem - objektiv betrachtet - höchst attraktiven Salzburg zu locken.

Hier strömen die "Touris" durch die Gassen direkt zum Rupertinum, hier wird ein ehrgeiziges Museumsprojekt verwirklicht, hier und nirgends sonst im Umkreis von 500 Kilometern besteht für einen ehrgeizigen Museumsmann die Chance, sich und eine angebliche Kunststadt mit Lorbeer zu bedecken. Wenn er sich gegen Österreichs und natürlich auch Salzburgs Museumsgeneralisten Klaus Albrecht Schröder durchsetzt, beziehungsweise an dessen "Quotenstrang" mitzieht.

Keine Ausstellung unter 300.000 Besuchern - dieses Kuratorencredo hat sich der Albertinachef und Salzburgs Museumslandschaftsplaner auf die Fahnen geschrieben. Wer sich diesem Kommerzdiktat nicht beugen will, sollte gefälligst sein Glück woanders suchen.

Weiermair hat nicht vor Wiens langem Arm und dem politischen Willen Salzburgs gebuckelt und nahm das willkommene Angebot aus Italien an. "Ich trenne mich von Salzburg herzlich. Ich verlasse hier ein kleines, feines Provinzmuseum, das jetzt etwas anderes werden soll. Für mich ist die Institution Museum nach wie vor ein Kind der Aufklärung. Jetzt ist verstärkt Marketing gefragt und das bin nicht unbedingt ich", bekannte Weiermair im Juni des Jahres und untermauerte damit auch seine Kritik an der "konfliktträchtigen" Kombination zwischen einem "Chefkurator" und einem beigestellten Finanzleiter, denn künstlerische Entscheidungen sind zwangsläufig auch verspielte oder gewonnene Marktnutzungen.

Weiermair will kein Kunstmanager für die Massen sein und nicht miterleben müssen, wie das Rupertinum zugunsten des "Museums der Moderne" auf dem Mönchsberg abmontiert wird. Da kommt es dem Land Salzburg nur gelegen, dass dieser mögliche "Hemmschuh" an der Industrialisierung des Salzburger Ausstellungswesens den italienischen Verführungen erlegen ist.

Also hat man Weiermair einen frühzeitigen Ausstieg aus dem Salzburger Vertrag ermöglicht. Im Juni kommenden Jahres wird der gebürtige Oberösterreicher mit gewichtiger Frankfurter Karriere endgültig nach Bologna wechseln.

Die gerüchteweise kolportierten 1,5 bis drei Millionen Schilling "einvernehmliche" Abfertigung für Weiermairs kurze Salzburger Tätigkeit sind ein von der hiesigen Neidgenossenschaft ausgestreutes Gerücht. Bologna versüßt den Salzburger Abgang ohnehin mit einer Palazzo-Wohnung und einem fürstlichen Gehalt weit über dem Salzburger Salär.