september-oktober 2000

Doc Holliday
kommentar

Auswandern oder Neubeginn?

Wohin mit der Fotosammlung des Rupertinums?

In der Diskussion um die "Neuordnung" der österreichischen Fotopolitik lautet die entscheidende Frage: Was soll mit der Fotosammlung des Rupertinums nach dem Umzug des Museums in das neue Haus am Mönchsberg geschehen? Der Gründungsdirektor des Museums, Otto Breicha, hatte die Fotografie als zweites Standbein seines Hauses etabliert. Ohne Vertrag, nur als Leihgabe auf Vertrauensbasis, erhielt er von der Kunstsektion, was deren Fotobeirat förderte und ankaufte. Diese Bestände belaufen sich auf rund 10.000 Fotos. Dazu kommen noch 5000 Aufnahmen, die Breicha zusätzlich angekauft hatte. In der Albertina gibt es einen Bestand von rund 60.000 Fotografien. Seit Sommer letzten Jahres ist Klaus Albrecht Schröder Direktor der Albertina. Die Pikanterie an der Geschichte ist, dass Schröder bereits seit über zwei Jahren als Konsulent der Landesregierung für die Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft zuständig ist. In dieser Funktion hatte er eigentlich die Auffassung vertreten, dass das Gebäude des Rupertinums zukünftig als Haus für Fotografie und Grafik genutzt werden sollte. Die Fotosammlung sah Schröder als Basis für ein zu gründendes nationales Fotoinstitut. Als nunmehriger Albertina-Direktor entwickelte er aber ein Konzept mit dem Ziel, ein zentrales Fotomuseum in der Albertina einzurichten. Ein Anliegen, das der nach Bologna abwandernde Direktor des Rupertinums, Peter Weiermair, so nicht akzeptieren möchte. Eine gewisse Befangenheit Schröders ist offenkundig. In dessen Beratervertrag stehe genau, dass er sich für die Nachnutzung des Rupertinums um die Etablierung eines Fotomuseums oder einer Stiftung für die Fotografie bemühen müsste.

Wieviel Föderalismus verträgt die heimische Kulturpolitik? Ohne gleich von vornherein kategorisch gegen ein Wiener Fotoinstitut einzutreten, gibt es die Idee aus dem Rupertinumgebäude ein "Haus für die Fotografie" zu machen. Dort fänden die Bundes- und Landessammlung und die Galerie Fotohof Platz. Immerhin beherbergt letztere die bedeutendste Fotobibliothek in Österreich. Ob diese logische Lösung für den Standort Salzburg realisiert wird, bleibt abzuwarten.

DOC HOLLIDAY