juni 2000

Thomas Randisek
gelinkt

Nimm 3

Trimedialität heißt die Aufteilung der Medienkompetenzen eines Unternehmens auf drei Darstellungsformen. Leisten kann es sich, wer über gute Ressourcen verfügt wie zum Beispiel der öffentlich-rechtliche ORF. Der hat neben seinen klassischen Schienen TV und Hörfunk aufgerüstet, um nun auch die »Alt- 68er« Internetgeneration mit Berichterstattung zu versorgen. Seit Oktober 1999 bieten die Landesstudios eigene Web-Sites mit den aktuellen Landesinformationen. Und, was Salzburg betrifft, kann man dieses Vorhaben als geglückt bezeichnen. Im Unterschied zu einigen Tageszeitungen, die nur die Artikel ihrer Printausgaben ins Netz stellen, geht der ORF einen eigenen Weg.

Eine eigene Redaktion bearbeitet die Nachrichten des Landesstudios Salzburg für die Webseite http://salzburg.orf.at/ Das hat für MedienuserInnen mehrere erfreuliche Aspekte: Neben dem permanenten Update der aktuellen Meldungen eignet sich die Seite der Salzburger ORF- Redaktion für ein kleines Selbstexperiment: die Analyse unterschiedlicher journalistischer Formen und Präsentationen in Fernsehen, Hörfunk und Internet.

Online-Nachrichtenseiten wie http://salzburg.orf.at/ bieten zudem Platz für breite, unmoderierte Diskussionen zu aktuellen Themen. Da ist auch für Dummköpfe Platz – wie jener Besucher, der sich immer mit der Notiz »Erster« in die Diskussionsliste einträgt. Volkes Zorn entlädt sich zudem auch gerne beim Thema »Kulturförderung«, wie zuletzt bei der Causa subnet und Studio West nachlesbar war. Unmoderiert heißt aber nicht unbeobachtet, wie Chefredakteur Gerhard Rettenegger berichtet. Ein einziges Mal musste der er bisher in den Diskussionsprozess eingreifen – wegen rassistischer Ausfälle. Ansonsten ist Gerhard Rettenegger mit seinem Produkt und der Akzeptanz sichtlich zufrieden. Die Zahl der Zugriffe kann er nicht definitiv benennen, verweist aber auf die Marktführerschaft des ORF bei sämtlichen Internetstatistiken. Auch angesichts der Kritik, dass sich leider kein Veranstaltungsplan auf http://salzburg.orf.at/ befindet, hat Rettenegger gute Neuigkeiten. In absehbarer Zukunft ist zwar kein »Eventkalender«, so aber doch ein Kulturveranstaltungskalender geplant.

Ein Land, das keine wirklich ausgeprägte Tageszeitungskultur hat, hat mit einer derartigen Strategie zumindest eine Chance mehr!