juni 2000

Karl Zechenter

Schließung der Jugendservicestelle

Ein Ende mit Schaden?

»Wie es weiter geht, wissen wir nicht«, sagt Joe Eder von der Jugend-Service-Stelle (JSS) und niemand weiß es genau. Eins ist klar: die JSS in ihrer bisherigen Form wird geschlossen. Ankündigungen über die bevorstehende Schließung haben bei Jugendlichen und Kulturinitiativen große Aufregung hervorgerufen.

Die wechselvolle Geschichte: Nach Aufgabenreform und Ressortwechsel wurde die JSS mit Kulturarbeit betraut. Da schmerzt es umso mehr, lesen zu müssen, dass sie in den letzten Jahren »nicht mehr das Gelbe vom Ei« war, denn man habe sich »sich primär um Kulturelles gekümmert« (Kleinanzeiger). Aus Magistratskreisen wird ähnliches im vorwurfsvollen Ton wiederholt. Im Kulturbericht 1998 ist noch zu lesen: die JSS leiste »einen effizienten Beitrag zur Sicherung und Förderung der Jugendkultur dieser Stadt«. Nun ist alles anders: Von der Schließung haben die Mitarbeiter nur noch aus der Zeitung erfahren.

»Von Schließung kann gar keine Rede sein, im Gegenteil«, sagt Michael Wanner, SPÖ-Gemeinderat. Ausgeheckt hat die »Umstrukturierung« (Jutta Kodat, Planungsverantwortliche im Bgm.-Büro) ein Arbeitskreis innerhalb der SPÖ unter zu Hilfenahme kompetenter Fachmeinungen, u.a. vom Verein SPEKTRUM oder dem Rockhouse - bewußt jedoch ohne JSS. Die Gründe für die Umstrukturierung sind zahlreich: Das neue Jugendgesetz erfordert die Bestellung eines/einer Jugendbeauftragten und der Jugend, »die kein Ressort hat« (Wanner) soll eine Ansprechperson, den Jugendbeauftragten, für alle Fragen und Projekte in Sachen Sport, Freizeit, städtische Projekte, Recht und Kultur gegeben werden. »Der Aufgabenbereich der JSS soll ausgebaut werden!«, sagt Michael Wanner. Dieser Aufgabenexplosion steht jedoch der magistratsinterne Einstellungsstop entgegen.

Die bisherigen Aktivitäten der JSS, die zu dritt bewältigt wurden, erforderte laut Jahresbericht 10500 tel. und persl. Kontakte (Beratung, Service, etc.) an 250 Arbeitstagen. Wie die neuen Arbeitsfelder bei gleichbleibendem Personalstand bewältigt werden sollen, bleibt rätselhaft.

So wird aus der Jugend-Service-Stelle, die sich um Jugendliche kümmert, eine Service-Stelle für Politiker und Wohlmeinende, die um Jugendliche besorgt sind. Dass hier »die Gefahr besteht«, dass die Energien des Jugendbeauftragten sich eher bei magistratsinternen Abläufen erschöpfen, sieht auch Wanner.

Trotzdem wird die JSS nicht zu den Runden Tischen des Arbeitskreises eingeladen und in die Entwicklung der Jugendbeauftragtenstelle »später eingebunden« (Kodat). Zudem wird das Budget der JSS (1,8 Mio) zwar dem Jugendbeauftragten zur Verfügung stehen, de facto jedoch aus dem Kulturbereich herausgenommen: Über die Zukunft der Projekte der JSS, (x-tra ordinary CD, jährliche Theaterarbeit, Kult-Info!) gibt es daher keine klaren Aussagen. Vor diesem Hintergrund ist klar, dass sie in ihrer bisherigen Form nicht finanzierbar sind. Da es immer schwieriger wird, für kleinere Projekte Sponsoren und Öffentlichkeit zu finden, bedeutet das Ende der JSS den Kahlschlag in der Jugendkultur und der Eigeninitiative Jugendlicher im kulturellen Bereich.

Die Ziele des SPÖ-Arbeitskreises, mehr für Jugendliche in allen Bereichen erreichen zu wollen, sind sehr begrüßenswert. Bürgermeister Schaden und die SPÖ sollten die bestehende, unbedingt notwendige Unterstützung der Jugendkultur als kommunale Aufgabe nicht voreilig opfern. Jugendliche brauchen keine tantenhafte Betreuung, sie brauchen Möglichkeiten - und die sollte man ihnen nicht nehmen.