juni 2000

Sabine Jenichl
grausame orte

AVA-Hof

»Der Bau erinnere ihn«, meint Simon Schröcksnadel vom Juwelier Niedermayer, »an die kommunistischen Plattenbauten«. Und dass »hier jemals etwas saniert wurde«, daran könne er »sich nicht erinnern«. Im Gedächtnis habe er nur »die jährliche Mieterhöhung«. Der Juwelier »Niedermayer« ist noch eines der wenigen Geschäftslokale im Inneren des AVA-Hofes. Doch der Plakatstreifen »Totalabverkauf wegen Geschäftsauflösung« verheißt nichts Gutes. »Zwar ein Todesfall«, so Schröcksnadel,

doch »eine Absiedlung war im Gespräch«.

Der AVA-Hof, zwischen Griesgasse und Franz-Josef-Kai gelegen, verwahrlost zusehends. Die eintönig gestaltete Fassade strotzt nur so vor Unauffälligkeit. Das Innere des Gebäudes gleicht einem für die siebziger Jahre typischen – jedoch bereits dem Verfall geweihten - Betonklotz. Ilse Schafhauser, Besitzerin von »Ledermoden Renard« weiß, wie unattraktiv dieser Standort im Laufe der Zeit geworden ist. »Wenn nicht schnell etwas passiert, wird das Haus völlig verkommen«. Zum Glück befinde sich »ihr Geschäft auf der Griesgassen-Seite«, meint Schafhauser. Denn »im Innenbereich stehe schon fast alles leer«.

Von den einst zahlreichen Geschäftslokalen sind nur noch wenige übrig geblieben. Der im Innenhof des Vierkantblocks aufgestellte Gastgarten vom »Cafe Guglhupf« ist umgeben von gähnend leeren Auslagen. Schmutzige Scheiben - teils mit brauner Pappe zugeklebt – bilden das trostlose Ambiente. Einzig die Schaufensterpuppen von »Madame Exklusive« halten noch die Stellung. Nur vereinzelt suchen Passanten den Weg durch die AVA-Hof-Passage. »Seit es den Fußgängerübergang am Hanuschplatz gibt«, weiß Walter vom »Musikladen« zu berichten, »hat die Frequenz um 80 bis 90 Prozent abgenommen«. Dass sich »hierher jemand verirrt, ist selten«, so der Musikfreak. Wir leben »ausschließlich von der Stammkundschaft«.

Ob und was mit »der Bausünde aus den siebziger Jahren« in Hinkunft passieren wird, steht noch nicht eindeutig fest. Der Eigentümer, die CA-Leasing, hat sich darauf festgelegt, den AVA-Hof in ein modernes Einkaufszentrum mit einer Einkaufsfläche von 70.000 Quadratmetern umzugestalten.