juni 2000

kurzfehler

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Kulturstättenpaket: Auf 839 Millionen Schilling (61 Mio. E) bis zum Jahr 2008 haben sich Stadt und Land Salzburg im Rahmen eines gemeinsamen Kulturstättenpaketes geeinigt. Damit sollen der Umbau des Kleinen Festspielhauses, die Sanierung des Landestheaters, des Großen Festspielhauses und des Stadtkinosaals, die Übersiedlung des Museum Carolino Augusteum in das Neugebäude der Residenz und die Renovierung des Künstlerhauses finanziert werden. Mit 50 Millionen Schilling (3,63 Mio. E) ist auch der Neubau der »ARGE Kulturgelände Nonntal» in dem Deal mit von der Partie. Einziger Haken dabei: Der Neubau ist Teil der Neukonzeption des Stadtteils Nonntal. Und der hängt aber am Neubau der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, mit dem wiederum die FPÖVP-Regierung keine rechte Freude

hat. - tom -

Auferstehung: Wenig Vertrauen in die wissenschaftlichen Qualitäten der dafür beauftragten Firma »helix« dürften die Verantwortlichen des »Kulturleitbildes» haben. Wie sonst ist es erklärbar, dass bei der ersten öffentlichen Präsentation ein alter Bekannter wieder die Bühne erklomm: Mit Kurt Luger, dessen Engagement in letzter Zeit vorwiegend beim Kleinkraftwerkbau im Himalaya lag, wurde der wissenschaftliche Impetus quasi gleich verdoppelt. Unbedingt notwendig? Möglicherweise, fühlt sich der Wissenschafter doch an der Universität Salzburg »unterbezahlt«. -tömml-

Trancezustände: Dann und wann hat Salzburg doch noch die Nase vorn: Erstmalig in Österreich haben Dachverband Salzburger Kulturstätten und WissenschaftsAgentur Salzburg einen »Wissenschaftspreis für Arbeiten im Bereich der autonomen Kulturarbeit« ausgeschrieben, vom Land Salzburg mit öS 50.000.- dotiert. Der Preis ging an Andrea Baldemaier für ihre Diplomarbeit »TRANCEZENDENZ – Trancezustände beim Tanzen auf Technoparties« sowie an Martin Riegler für seine Arbeit »Utopie und Realität: Luigi Nonos Musica Manifesto n.1. Zu Werkentstehung, Quellenlage und Liveaufführung«. -tömml-

Hildegard-von-Bingen Kekse verteilte Gemeinderat und Kulturausschussvorsitzender Alfred Winter (ÖVP) im Gemeinderat, als es zur Abstimmung über die Förderung der Vereine subnet und Studio West kam. Die Kekse, nach uraltem Rezept gebacken, sollen angeblich beruhigen. Bürgermeister Schaden, dem die ÖVP-Kekse zu alt vorkamen, wollte gar die Lebensmittelpolizei rufen, denn fürwahr, das Rezept ist uralt: »Sparen auf Kosten kleiner Kulturinitiativen«. ÖVP und FPÖ probierten wieder mal im Kulturausschuss die Taktik »Bürgerblock«, um die budgetierte Förderung nur ja nicht ausbezahlen zu müssen. SPÖ, Bürgerliste, Liberales Forum, Liste Lebenswertes Salzburg und GR Salmen waren im Gemeinderat aber anderer Meinung: Sie stimmten mit 21:19 für die Ausbezahlung der Förderung. Es ging, nebenbei bemerkt, um eine Summe von rund öS 480.000.-, die Schwarz/ blau »einsparen« wollte, um etwa 3 Stunden später öS 50 Mio. für den Neubau des Makartsteges zu genehmigen. -tömml-

»Wir können auch anders«, dachte sich die ÖVP-Fraktion und handelte danach - im nächsten Kulturausschuss. Prolit, Tanzimpulse, Verein Kleines Theater, Galerie Fotohof, »kulturspur« und gar ARGE Kulturgelände Nonntal - alle Förderungen wurden mit den Stimmen der Volkspartei beschlossen. Und die Wunder mehren sich: »Kollege Ebner (FPÖ) hat heute einen seiner größten Tage«, entfuhr es Alfred Winter, als die Freiheitlichen die Förderung für den Frauenkulturverein »kulturspur« einstimmig mittrugen. -tömml-

Die Stadt muss sparen. Klar. 100 Millionen fehlen, weil es die Getränkesteuer nicht mehr gibt. Und wo spart die Stadt? Raten Sie einmal! Bingo! Im Sozial- und im Kulturbereich. Das ist nicht besonders originell und vor allem nicht besonders budgetwirksam. Die von Bürgermeister Heinz Schaden schriftlich an-gekündigte Subventionskürzung von zehn Prozent für Kultureinrichtungen treibt denen zwar Schweißperlen auf die Stirn, dem Budget bringt sie aber nur rund zehn Millione.. Ist eh viel, denken Sie? Zum Vergleich: Allein die durch Planungsfehler entstandenen Mehrkosten beim Bau des neuen Kongresshauses betragen 73 Millionen. Einzig die Grünen haben sich gegen diese Wertehierarchie der Subventionsverteiler auf die Hinterbeine gestellt. Sylvia Kronberger (Stadt) hat Schaden aufgefordert, die Kürzungen im Kultur- und im Sozialbereich zurückzunehmen und Cyriak Schwaighofer (Land) hat von Raus verlangt, der Stadt beizustehen, um wenigstens den Status quo der bestimmt nicht übertrieben hohen Subventionen aufrecht zu erhalten. -cl-

Die Feinheiten der Jurisprudenz veranlassen uns zu einer kleinen Präzisierung der Geschichte »...zum deutschen Stamme in Österreich« ( im »kf« vom Mai 2000, Seite elf), in der die seltsame Karriere von Andreas Mölzer, FPÖ-Chefideologe und Kulturberater von Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider zur Sprache kam. 1987 wurde Mölzer, nicht wie behauptet, wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt. Richtig ist, dass aufgrund einer Buchrezension gegen die »Kärntner Nachrichten« damals ein Verfahren wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung eingeleitet wurde und Mölzer als Chefredakteur »wegen Übertretung nach Art. IX Abs. 1 Zi. 7 EG-VG« eine Verwaltungsstrafe von öS 3.000.- ausfasste. An der grundsätzlichen Einschätzung des Rechtsjournalisten ändert dies aber selbstverständlich nichts. Das belegt auch die jüngst durch die Staatsanwaltschaft beschlossene Einleitung von gerichtlichen Voruntersuchungen gegen das Mölzer-Blatt »Zur Zeit«. Verdacht: Verstoß gegen das Verbotsgesetz. -doc-

Als der Linzer Stadtzeitung »Hillinger« 1997 nach einer Klage des Chefredakteurs der Oberösterreichischen Nachrichten nach 32 Ausgaben der Garaus gemacht wurde, war es mit Ausnahme des »Versorger« (Stadtwerkstatt) und des »Kapuzine« eher ruhig in der medialen Linzer Gegenöffentlichenkeit. Jetzt melden sich jedoch unter dem Namen *prairie* ehemalige Hillinger-MitarbeiterInnen und frisch dazu Gekommene ab Juni wieder zurück. Zuerst nur im Internet, aber wenn alles gut geht, ab Anfang 2001 auch in Print. Initiiert wurde die »Zeitung für Politik, Kultur und Gesellschaft« von der Linzer Stadtwerkstatt und wird gefördert vom Kupf-Innovationstopf. Redaktion *prairie*: Kirchengasse 4, 4040 Linz, Tel./Fax.: 0732/731209 bzw. 0732/711846 www.prairie.at.

Alle Hillinger-Ausgaben sind unter www.servus.at/ hillinger zu besichtigen. - didi -

»Splitter«, das bisher zweimal produzierte und im Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO gezeigte »etwas andere« Videofeature über Kunst, Kultur und Politik in und um Salzburg wird es weiter geben. Zwar sei ein monatliches Produzieren derzeit nicht durchhaltbar, da es an allen Ecken und Enden an Ressourcen fehlte, aber immerhin sichere das Weiterbestehen des Studio West auch ein Projekt wie »Splitter«, so der neue Projektleiter Mario Jandrokovic. Nach einer Sommerpause, die vor allem auch dazu genützt werden soll, »produktive Kräfte in Salzburg besser einzubeziehen«, soll es »Splitter« jedenfalls spätestens ab Herbst wieder geben.

Studio West, Tel: 0662/ 876450, Fax: 0662/876450-4, studio.west @salzburg.co.at - didi -

»Fix & Foxy«, die beiden 1953 von Rolf Kauka als Deutschlands Antwort auf Micky Mouse & Co. erfundenen Füchse haben sich revitalisiert. Ganz so, als würde der ganze »Wickie, Slime & Paiper«-Nostalgie-Hype für überalterte 30-jährige plus dazugehörender »Paiper Limited Edition« im Supermarkteisfach nicht eh schon reichen. Kennzeichneten sich doch die Fix & Foxy-Comics immer schon durch ein anständiges Verhalten gegenüber Autoritäten (Oma Eusebia) bei gleichzeitig aggressiv-sadistischer Gewalt. Da traf (und trifft es immer noch) den Störenfried und Taugenichts Lupo, der in den Sechzigern auch schon mal als unangepasster »Gammler« in Erscheinung trat, da wurden Kommunisten vor dem Checkpoint Charlie verkloppt und wurde auch das »Problem« mit Kuba und Fidel Castro entsorgt. Was nicht wundert, war doch Kauka für die »Asterix und Obelix«-Eindeutschung »Siggi und Barbarras« verantwortlich, dem nach vier Heften vom französischen Verlag die Lizenz wegen »eindeutig neo-imperialistischen Tendenzen« entzogen wurde (die Römer hießen »Besatzer«, Schurken »jiddelden« und strebten die »Weltrevolution« an, das Dorf hieß »Bonnhalla« und der Hinkelstein »Schuldkomplex«, woraufhin Siggi Barbarras einmal fragte: »Musst du ewig diesen Schuldkomplex mit dir herumschleppen? Germanien braucht deine Kraft wie nie zuvor.«). Also, wer braucht jetzt wieder Fix & Foxy? -didi -

»Industriearchäologie« nennt sich das Generalthema eines großangelegten interdisziplinären Projekts, das ab Herbst 2000 bis Herbst 2001 auf der Halleiner Pernerinsel stattfinden soll. Theoretisch wie praktisch sollen dabei Themenbereiche und Diskursfelder wie Wissenschaft, Technik, Geschichte, Kunst, Ökologie und soziale Verhältnisse ebenso beleuchtet wie zukünftige Positionsbestimmungen ehemaliger Industriestandorte erarbeitet werden.

Seitens der Stadt Hallein gäbe es derzeit zwar nicht mehr als »einzelne positive Meinungen«, aber zumindest scheint die Finanzierung (aus dem EU-Topf »Jugend für Europa« sowie von Bund und Land) gesichert. MitarbeiterInnen sind jederzeit gerne gesehen.

Infos & Kontakt: Junge Kultur/ Zone 11, Mauttropromenade 11, A-5400 Hallein, Tel 06245/76549-12, Fax: 06245/76549-4, e-mail: zone11@salzburg.co.at, eschbacher@kulturgelaende.at - didi -

Großereignisse wie etwa die am 10.6. startende Fußball-EM werfen bekanntlich schon im Vorfeld große Schatten voraus. Zu den wichtigsten Vorbereitungen darauf gehört bekanntlich das Kaufen von Sammelalben, die dann mit Pickerln von möglichst allen Spielern aller teilnehmenden Fußballteams vollgepickt werden. Nur gehorcht dieses beinharten kapitalistischen Zwängen und Ausbeutungsmechanismen. Denn um so ein Album vollzubekommen, muss viel Geld investiert werden. Um dem zu entgehen und dabei trotzdem der nach wie vor schönsten Nebenbeschäftigung der Welt frönen zu können, haben sich daher in Salzburg FußballpickerlsammlerInnen zum »Sozialistischen Sammel Kollektiv Vorwärts« (SSKV-Salzburg) zum Zweck des »solidarischen, vollständigen Füllens der Alben aller Mitglieder« zusammengeschlossen. Mitmachen können alle, die sich ein EM-Album plus Pickerl im Wert von öS 500.- kaufen.

Treffen: ca. jeden Dienstag ab 20.00 Uhr im Beisl im Kulturgelände Nonntal. - didi -