juni 2000

editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

»Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte!« ist - in Anlehnung an Max Liebermann - auf einem von den Jungsozis produzierten Pickerln zur Lage der Nation zu lesen. So ist es. Die FPÖVP-Regierung ist etwas über einhundert Tage im Amt und schon wird ernsthaft diskutiert, oppositionelle PolitikerInnen wegen »Vaterlandsverrates« zu kriminalisieren. Besonders abstoßend ist, dass sich die zunehmend »verhaidernde« ÖVP nicht gegen solch autoritäre Politikkonzepte stellt. Stattdessen versucht man uns zu erklären, diplomatische Maßnahmen der EU-14 wären Sanktionen gegen Österreich. Was für ein Unfug! Wäre dem so, könnte Landeshauptmann Franz Schausberger - immerhin hoher Funktionär einer Regierungspartei - wohl nicht ungehindert in Europa mit seiner »Charmeoffensive« Klinken putzen gehen.

Der »kunstfehler« macht auch diesmal die tief greifende politische Krise, in die Österreich getrieben wurde, zum Thema. Besonders freut uns, dass die prominente Wiener Philosophin Isolde Charim zum AutorInnenkreis des »kf« gestossen ist. Ihr Essay »Widerstand auf Sommerfrische« ab Seite 7.

Das Drama in Rot-Weiß-Rot hat freilich auch seine positiven Seiten: Noch nie in der jüngeren Geschichte Österreichs waren so viele, über so lange Zeit, für eine demokratische Entwicklung aktiv. Mit dem guten Gefühl, dass dies auch über den Sommer andauert, verabschiedet sich das »kf«-Team in die Ferien. Venceremos!

PS.: Medienaktionstag: »Freie Meinung braucht freie Medien« am 15. Juni in Linz, Wels und Steyr.

Salzburg hat eine neue Kulturstätte: Das Tanzhaus SEAD öffnet am 25. Juni seine Pforten. Alles Gute!

PSS.: Das Servicebüro im Kulturgelaende Nonntal ist am Fr. 2.6. am Fr. 23.6. geschlossen!