mai 2000

Sabine Jenichl

»Interesse am Schweißen«

Das Projekt »MeET«: Ein Kurs für Mädchen

»Angst, in eine von Männern dominierte Berufswelt vorzudringen, hätte sie keine«, betont die 18-jährige Salzburgerin Katharina. Seit Ende November nimmt der Teenager am Mädchenprojekt »MeET« teil und will »unter allen Umständen den Beruf der Kfz-Mechanikerin erlernen«. Die Ausbildung zur Bürokauffrau hätte sie vor »lauter Langeweile geschmissen«. Ihr Interesse gilt vielmehr »dem Schweißen«.

Schlosserin, Elektrikerin, Kfz-Mechanikerin

Für Mädchen wie Katharina dient das Projekt »MeEt« - Metall, Elektro, Technik -als eine Art Sprungbrett für den Einstieg in »typische Männerberufe«. Mit dem Ziel, eine geeignete Arbeits- oder Lehrstelle zu finden, werden bei »MeET« Mädchen im Alter von 15 bis 24 Jahren auf Jobs wie Schlosserin, Kfz-Mechanikerin, Werkzeugherstellerin oder Elektrikerin vorbereitet. Einen Großteil der 35-Stunden-Woche verbringen die Kursteilnehmerinnen im hauseigenen Werkstättenbereich. Übers Jahr verteilt wird den »MeETlerinnen« in jeweils dreiwöchigen Modulen die Möglichkeit geboten, ein relativ breites Spektrum an »handwerklich-technischen Berufen« kennenzulernen. Zusätzliche Erfahrungen können sie durch Schnupperkurse in verschiedenen Firmen sammeln. »In der Anfangsphase«, weiß Projektleiterin Gundi Willert zu berichten, »ist der Großteil der Mädchen noch unentschlossen«. »Im Vordergrund steht lediglich der Wunsch, einen ›Männerberuf‹ zu ergreifen«. Doch schon innerhalb kürzester Zeit kristallisieren sich »Schwerpunkte wie Betätigungen in der Metallverarbeitung oder im Kfz-Bereich« heraus.

Das sechsköpfige »MeET-Projektteam« steht den Teilnehmerinnen nicht nur in praktischer Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite. Zusätzlich werden im Rahmen des »Betreuungsunterrichtes« verschiedenste Fächer unterrichtet, die den Weg in die Berufsschule ebnen sollen. Für die Lehrstellensuche wird ein kursinternes Bewerbungstraining angeboten. Nach Beendigung der Schulung ist eine individuelle Nachbetreuung bis zu drei Jahre vorgesehen. Trotz positiver Bilanzierung ist sich Willert der Tatsache bewusst, dass »traditionelle Männerberufe nach wie vor schwer zu durchbrechen sind«. Sie setzt ihre Hoffnungen auf »neue Branchen« wie der Datenverarbeitung oder der Telekommunikation. »Denn hier kommen - unabhängig vom Geschlecht - die Besten zum Zug«.

18 Kursplätze

Von der Möglichkeit, die gesamte Kursdauer von maximal einem Jahr in Anspruch zu nehmen, machen nur die wenigsten Teilnehmerinnen Gebrauch. »Ist das Ziel, eine entsprechende Arbeits- oder Lehrstelle zu finden, errreicht«, so Willert, »folgt meist der Ausstieg aus dem Projekt«. Der Zugang ist - falls ein freier Kursplatz zur Verfügung steht - jederzeit möglich. Zur Zeit sind nicht alle der 18 zur Verfügung stehenden Plätze ausgelastet. Voraussetzung für die Teilnahme sind neben einem positiven Pflichtschulabschluss das Interesse an einem handwerklich-technischen Beruf. Das für Vermittlung und Zuweisung verantwortliche Arbeitsmarktservice (AMS) Salzburg unterstützt die »MeETlerinnen« monatlich mit einer Summe von 4.000 Schilling. Im September 1997 aus der Taufe gehoben, erhält das Mädchenprojekt »MeET« von Stadt und Land Salzburg in Kooperation mit dem AMS Salzburg eine jährliche Zuwendung von insgesamt 3,5 Millionen Schilling.