mai 2000

Doc Holliday
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Die seltsame Karriere des FPÖ-Chefideologen Andreas Mölzer

Andreas Mölzer ist DER Chefideologe der FPÖ und ihrer Vorfeldorganisationen. Seit gut 20 Jahren treibt er sich im rechtsrechten Milieu herum und gibt den intellektuellen Rammbock im Kampf um die kulturelle Hegemonie. Dass er dabei immer wieder auf Nazi-Vokabular (Warnung vor drohender »Umvolkung«) und stramm völkisches Gedankengut zurückgreift, ist beileibe kein Zufall.

Seine Karriere durchlief alle einschlägigen Stationen: Während des Geschichte- und Volkskunde-Studiums in Graz Mitgliedschaft in der schlagenden Verbindung »Corps Vandalia«. Ab 1983 Artikel in diversen rechtsextremen Blättern Deutschlands und Österreichs. Von 1983 bis 1990 Mitglied der Schriftleitung der rechtsextremen »Aula«, darüber hinaus von 1985 bis Ende 1990 Chefredakteur der FPÖ-Zeitung »Kärntner Nachrichten«. 1995 übernimmt er die Leitung der Österreich-Ausgabe der »Jungen Freiheit«, aus der im Herbst 1997 die ähnlich gestrickte Wochenzeitung »Zur Zeit« hervorgeht. Auf dem Posten des Chefredakteurs wieder Andreas Mölzer. In dieser Funktion hat er sich bereits mehrfach Anzeigen nach dem Wiederbetätigungsparagraphen eingehandelt, da manchen Kameraden, die in Leserbriefen die Existenz der Gaskammern leugneten und antisemitische Hetze betrieben, die braunen Gäule durchgingen. Bereits 1987 wurde Mölzer wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt. Für einen Veteran der »deutschbewussten« Publizistik ist das aber kein Beinbruch und wohl eher mit der Verleihung eines Tapferkeitsordens zu vergleichen. Der wirkliche Skandal ist, dass ein Deutschnationaler seines Kalibers seit gut einem Jahr im politischen und publizistischen Mainstream salonfähig gemacht wurde. Als regelmäßiger Krone- und Presse-Kolumnist, Gastkommentator und Interviewpartner im ORF und anderen Medien bringt er öffentliche Diskurse auf den rechten Weg. Dass dies weit gehend unwidersprochen möglich ist, zeigt, wie sehr Rechtsextremismus zur Normalität geworden ist. Der Kärntner Landeshauptmann Haider beförderte den Ideologen zum »Kulturberater«. Wie praktisch: Da kann der Kultur-Frontkämpfer seinen Attacken gleich selbst publizistischen Flankenschutz geben. Vor einigen Monaten präsentierte die IG AutorenInnen eine »verschollene« Schrift, die alle Unklarheiten beseitigt: Mölzers gesammelte Reden als Fuchsmajor seiner Verbindung mit dem Titel »Das Waffenstudententum in Vergangenheit und Gegenwart«, 1980 erschienen im Aula-Verlag und nicht für den Verkauf im Buchhandel bestimmt. Darin entwickelt Mölzer etwa die These, der Nationalsozialismus sei für die Waffenstudenten das »endlich erreichte Ziel und der Höhepunkt einer Jahrhunderte langen Entwicklung«. Österreicher sind eigentlich Deutsche und deshalb gilt: »An erster Stelle steht die Liebe zum gesamtdeutschen Volk und zum deutschen Stamme in Österreich...« Die Empörung ob solch wackerer Bekenntnisse hielt sich in Grenzen und Mölzer selbst sah keine Veranlassung sich zu distanzieren.