mai 2000

Thomas Neuhold
kommentar

Unheilige Alianz

Um es gleich vorneweg zu sagen: Franz Spitzauer, dem der »kunstfehler« die Titelgeschichte dieser Ausgabe gewidmet hat, ist nur einer von vielen Ideologen in der FPÖ, noch dazu kein besonders wichtiger. Aber der Politsekretär von FPÖ-Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer ist ein lokales Beispiel dafür,

- wie ausgefranst die ideologische Basis der FPÖ wirklich ist und in welchem Umfeld sich die Blauen da bewegen;

- in welchem ideologischen Zusammenhang für geradsinnig denkende Menschen scheinbar absurde Aktionen - wie etwa die Kampagne gegen die dreisprachigen Badeverbotstaferln am Salzachsee - eigentlich stehen;

- warum viele konservativ wie sozialdemokratisch geführte EU-Regierungen so allergisch auf den Regierungseintritt der FPÖ reagieren;

- wie sich Freiheitliche über Jahre am Futtertrog der öffentlichen Hand laben, obwohl sie nach außen ganz ungeniert gegen Subventionen im Sozial- und Kulturbereich auftreten;

- welches Gedankengut tatsächlich hinter dem beginnenden »großflächigen Gesellschaftsumbau« (Hans Rauscher im »Standard«) steht und wie weit dieser Umbau die Grundfesten jener Gesellschaftsordnung erschüttert, die Österreich jahrzehntelang geprägt hat.

Es ist sicher, dass ÖVP-Ideologen wie Andreas Khol genau wissen, mit welcher Gesinnungsgemeinschaft sie im Regierungsboot sitzen. Sonst hätte Khol einst wohl nicht festgestellt, dass sich die FPÖ außerhalb des Verfassungsbogens befindet. Es ist gleichzeitig anzunehmen, dass viele christlich-demokratisch gesinnte ÖVP-Funktionäre über Ideologie und Pläne der FPÖ kaum Bescheid wissen. Gerade ihnen sei das von Doc Holliday in mühsamer Recherche zusammengetragene Porträt Franz Spitzauers als Lektüre empfohlen, damit sie zumindest wissen, in welch unheilige Allianz sie da von ihrer Bundesspitze gedrängt wurden.