mai 2000

kurzfehler

kurzfehler

Maria tut es also nicht. Die AK-Wahl ist geschlagen. Und es sieht so aus, als ob weder Maria noch viele andere es taten - das »AK-Team der Volkspartei« wählen. Die »Christgewerkschafter« wollten mit lasziven »eye catchern« punkten. Jetzt sitzen die Schwarzen mit zwei Mandaten weniger in der Salzburger Kammervollversammlung. Da war die Heiligen-Geste der offenen Hände des roten AK-Präsidenten (Bildsprache etwa: Lasset die Werktätigen zu mir kommen!) und »Menschen für Menschen« Alexander Böhm erfolgreicher: Knapp 60 Prozent der Stimmen, das ergibt wieder eine satte Absolute im siebzigsitzigen »Arbeiterparlament«. Wie die »Freiheitlichen Arbeitnehmer« den Verlust eines Mandates als Stopp des Abwärtstrends interpretieren, ist wohl nur jenen zugänglich, die neurolinguistisch zu programmieren vermögen. Grund zur Freude hingegen für die, die ohne Parteiapparate als Wahlhelfer den Einzug in die AK-Vollversammlung schafften: Sich an Obushaltestellen den Leuten zu präsentieren mag mitgeholfen haben, dass die »Alternativen und Unabhängigen« (Liste AUGE) ihren Mandatsstand auf nunmehr drei verdreifachen konnten; das Bündnis der ausländischen Arbeitskräfte »Mosaik« wiederum hat mit einem Sitz einen Achtungserfolg eingefahren. Jetzt sollten die Arbeiterkämmerer darüber nachdenken, warum trotz dreiwöchiger und damit längst möglicher Wahlzeit die Beteiligung in Salzburg mit 44 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt blieb. - tilia -

Widerstand! »Österreich brennt - die Uni pennt!« Diesen Titel hätte eine Geschichte in der vorliegenden Ausgabe des »kunstfehlers« bekommen sollen. Die Story ist aus Platzgründen »aus dem Blatt« gefallen. Und obwohl es an den Universitäten tatsächlich auffallend ruhig bleibt, wäre der Titel auch ein wenig ungerecht gewesen. Dass sich zumindest an der Wiener Uni einiges tut, ist unter www.strike.action.at nachzulesen. Besonders fein: Auf der Homepage kommt man/frau nicht nur direkt zu diversen Pressemeldungen, sondern auch zu hochschulpolitischen Kommentaren, Analysen und Stellungnahmen der verschiedensten Fraktionen. - tom/as -

»Wir haben ein Budgetproblem«, verlautbart Kunststaatssekretär Franz Morak. Für die Filmkultur bedeutet das eine Kürzung der Aufwendungen um etwa 36 Prozent, anders gesagt 62 Millionen Schilling weniger an Fördermitteln. Die erste Folge dieses Kahlschlags: die Absage der Diagonale-Tournee 2000, bei der eine Auswahl des Festivalprogramms an 13 Orten in Österreich und Südtirol gezeigt hätte werden sollen. Seit der Gründung der Werkschau des heimischen Films ist diese Tournee ein integraler Bestandteil derselben und nur ein geringer Kostenfaktor im Vergleich zum Gesamt-aufwand des Festivals. Von den benötigten 1,5 Millionen hat die Kunstsektion im Bundeskanzleramt (BKA) ihren Teil, nämlich öS 500.000.- nicht bewilligt. Der dort für Film zuständige Beamte läßt den LichtspielbetreiberInnen nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Gelder für die Tournee müsste er den Programmkinos ohnedies wieder streichen. Die Konsequenzen für die gesamte Branche sind katastrophal. Kleinere österreichische Produktionen, Avantgarde- und Dokumentarfilme haben keine Chance, in die Kinos zu kommen. Ein Großteil der (geförderten) Filme wird dann hauptsächlich für die Schublade produziert. Offenkundig ist die Konzept- und Perspektivenlosigkeit im Ministerium. Von der bislang bewährten Einstellung, dass Filme auch Abspielstätten brauchen, scheint man sich dort verabschiedet zu haben.

-DOC-

Fördergeld als Feigenblatt. Ein bisserl jünger darf man jetzt sein, ein bisserl individueller bei den Bildungswünschen - aber es gibt keinen Groschen mehr als 3.000 Schilling pro Kopf und Jahr: Beim »Bildungsscheck 2000« sind dem verunstalteten Vorgänger von 1999 zwar ein paar Pickel ausgedrückt worden, eine bessere Optik hat er deswegen nicht gekriegt. Denn Fördergeld für »Landeshauptmanns Bildungs-Boom« (»kf« Jänner/Februar 2000) bleibt im Vergleich mit anderen Bundesländern ein Feigenblatt, auch wenn jetzt schon 35-Jährige und alle berufsbezogenen EDV-Kurse unterstützungswürdig sind. Kürzlich hat die große Landes-Koalition ein Modell, das die Grünen mit den Einrichtungen der Erwachsenenbildung akkordiert hatten, abgelehnt. »Das wäre viel breiter und praxisorientiert angelegt gewesen«, bedauern Bildungs-ExpertInnen. Währenddessen geht das Land Oberösterreich bei seiner Entsprechung, von der EU als »best-practice-Modell« zur europaweiten Nachahmung empfohlen, den nächsten Schritt: Es gibt sozusagen Risikokapital für Weiterbildungsprojekte, mit deren Start AnbieterInnen sonst in unzumutbar kaltes Wasser springen müssten. - tilia -

»Das Ende der Gemütlichkeit« heisst das Motto, unter dem vom 29. Juni bis zum 8. Juli 2001 das Festival der Regionen in Oberösterreich stattfinden soll. Bis 30. Juni 2000 können dazu entsprechende Projekte eingereicht werden, Ende September wird eine überregionale und unabhängige Jury aus den Einreichungen die zu realisierenden Festivalprojekte auswählen. Das landesweite Kulturfestival soll auch diesmal wieder dezentral stattfinden, wobei bei den ausgewählten Projekten, Aktionen und Veranstaltungen alle Kunstsparten und interdisziplinäre Kunstformen einbezogen werden sollen. Bewerbungsunterlagen und Infos gibt's im Festivalbüro in Ottensheim unter 07234/85285 bzw. office@ fdr.at -gröch-

Gegen das Vergessen eines ganz superwichtigen historischen Ereignisses hat sich unlängst eine ganz neue Initiative gegründet. Die nennt sich »Historische Landwehrschützen Wals«, will »Ge- schichtsbewusstsein und Heimatkunde fördern«, »aus christlichem Bekenntnis die Kirchenfeste mitgestalten« und natürlich die »Kameradschaft« hochhalten. Wie in den SN zu lesen war, sind die geschichtsbesessenen Schützen auch im Besitz eines für solche Zwecke ganz superwichtigen »Waffennarr aus den eigenen Reihen«, der mühelos in kürzester Zeit 25 Original-Gewehre aufstellen konnte. Da jubelt die ganze Gemeinde Wals und ist natürlich vollzählig dabei. Warum das hier steht? Weil es nicht einer gewissen, naja, Pikanterie entbehrt, dass sich der »100ste Schützenverein im Lande Salzburg« ausgerechnet wegen einer »vergessenen Schlacht« am Walserfeld vor 200 Jahren gegründet hat. Da haben zwar die »anderen« gewonnen, aber das waren immerhin »die Truppen des revolutionären Frankreich«. Also Napoleon. Was uns wieder zur aktuellen Tagespolitik, »Westentaschenformaten« und einem schier unglaublichen Fingerspitzengespür bezüglich des aktuellen Verhältnisses zwischen Österreich und Frankreich bringt. Vom anti-aufklärerischen Impetus ganz zu schweigen. Immerhin haben Schützenvereine, die sich auf Niederlagen begründen, nur ein Ziel - das Rad der Geschichte soweit wie nur möglich nach hinten zu drehen, um die »verlorene Schlacht« sozusagen im nachhinein doch noch zu gewinnen.

Merde! - didi -

subnet und Studio West können zusperren. Zumindest wenn es nach dem Willen von ÖVP und FPÖ im Kulturausschuss geht. Zwar waren nach Jahren der Förderstag-nation heuer höhere Förderbeträge in Aussicht gestellt worden (und auch im Zuge des aktuellen »Sparpakets« dotiert), aber dann kam die ÖVP (namentlich Unger, Gmachl und Wiesner) mit einem Antrag auf Auszahlung der Vorjahresförderung, auf den die FPÖ wie auf's Stichwort wartend aufsprang. Auch wenn die SPÖ »auf Klub ging« und der resssortzuständige Bürgermeister Heinz Schaden die Akte »subnet« und »Studio West« an sich nahm (was eine Verzögerung der Entscheidungsfrist um drei Wochen bedeutet), so bleiben die existenzbedrohenden Probleme. Sind doch »subnet« und »Studio West« die ersten exemplarischen Beispiele auf lokaler Ebene, bei denen die - auch am Bund orientierte und noch schlimmeren Kahlschlag in Aussicht stellende - »kulturpolitische Umarmung der Volkspartei und Freiheitlichen ein Tiefpunkt städtischer Kulturpolitik« darstellt (Dachverband Salzburger Kulturstätten). Ob es dabei um einen Poker um die Osterfestspiele, die neue Orgel für die Franziskanerkirche, einen höheren ÖVP-Posten im Kulturamt oder eine »Retourkutsche« an die SPÖ für die Sperrung der Fraktionsförderung für die ÖVP geht (die mittlerweile bekanntlich aufgehoben ist), ist dabei eigentlich nur nebensächlich. Argumentiert und lebt doch auch die SPÖ ganz locker mit dem »Schweigen aus Wien« als Erklärung für finanzielle Notstände. Nur sind Initiativen wie »subnet« (die das Internet/den Cyperspace consumer-friendly/demorkatiepolitisch offen angehen und das diesbezügliche Knowhow nicht elitär zur Verfügung stellen) oder »Studio West« (die heuer mit gleich vier Beiträgen bei der österreichischen Filmschau »Diagonale« vertreten waren und viel in mediale Jugendarbeit investieren) keine Pokerkarten, sondern demokratiepolitisch wichtige Institutionen. Es geht auch nicht um »Poker«, sondern um eine Politik, die ganz dezidiert und ohne Umschweife, das, was sie als «Übel« ansieht, versucht mit der Wurzel auszureissen. Im FPÖ-Jargon heisst das, »dass die Zeiten vorbei sind, in denen die SPÖ ihr linkes Klientel mit hohen Zuwendungen zufriedenstellen kann« (Doris Tatzl).

Nach all den Jahren Dechant eine in Salzburg mindestens doppelt so harte Nuss. - didi -

subnet live stream. Nach den negativen realpolitischen Ge-schichten gibt es dennoch etwas Gutes zu verkünden (auch wenn das Gute nur geht, wenn das Realpolitische »mitspielt«). Jedenfalls gibt es seit unlängst mit dem »subnet live stream« die Möglichkeit »Liquid Planet«-Veranstaltungen auch ganz faul at home zu konsumieren. Dazu sind zwar eine MP3-Software und »quicktime video« für den Computer Voraussetzung, aber immerhin. Im Programm gibt es derzeit (hauptsächlich nur »audio«): Sand, Pulsinger, Eljot, E-Z Rollers feat. Kelly & MC Jakes, DJ Eljot, Dorfmeister, Makossa, Aegyd, Howie B (Pussyfoot Revue), Phoneheads sowie den kompletten Y2K-Milleniums-Radio-DJ-Contest. -didi-

»Schlag dir mich aus dem Kopf«, so heisst, ganz handfest und wörtlich zu nehmend der neue Kurzfilm der Regisseurin Petra Hinterberger, die 1998 den Drehbuchpreis der Stadt Salzburg für Kurzfilme erhalten hat. Gemeint ist damit eine komplexe, aber im Grunde simple (und daher um so problematischere) Love-Story paradoxer Dreiecksbeziehungen. Liebe ist zwar nur ein Wort, aber in der Realität ein bekanntlich obsessiv zu erreichend wollender Zustand. Was zwischen dem Begehren und der reinen Befriedigung alles passieren kann und warum »Liebe« an sich ein Problem sein kann, zeigt dieser Film schlagkräftig, lustbetont und mit allen Konsequenzen. Premiere: 31.05.2000, 21.00 im Das Kino (anschliessend Premierenfeier). -didi-

Die Salzburger FPÖ will Feuerwehrfeste und Bierzelte verbieten lassen. Dort würde zuviel Bier und Schnaps konsumiert, argumentieren die Freiheitlichen. Die Folgen seien Bierzelt-raufereien mit schweren Verletzungen, Störung der öffentlichen Ordnung, besoffene Männer, die ihre Frauen halbtot prügeln, tödliche Alkoholunfälle im Straßenverkehr... HALT! Jetzt haben wir was verwechselt. Nicht die Massenbesäufnisse sind es, die den Blauen wie ein warmer Hansl aufstoßen, sondern die Rave-Parties. Diese Form der Jugendkultur sollte verboten werden, meinen freiheitliche Landtagsabgeordnete. Ist wohl noch nicht lange genug her, dass das Hören von Feindsendern und »Negermusik« unter Strafe stand. - jc-

Karl Gollegger will die Stadt behübschen. Zu diesem Zweck hat der ÖVP-Vizebürgermeister veranlasst, dass sich die Schanigärten in der Altstadt einer strengen Gestaltungsnorm unterwerfen müssen. Vorgeschrieben ist nicht nur die Größe der Preistaferln (80 mal 60 Zentimeter), sondern auch die Art des »Grünschmucks«. Sehr geehrter Herr Gollegger! Seien Sie doch konsequent und erlassen Sie Bekleidungsvorschriften für uns Salzburger, damit das lebende Inventar des Freilichtmuseums Altstadt endlich auch so aussieht, wie sich die Trachtenjopper-Fraktion das vorstellt. -jc-