april 2000

Didi Neidhart
gehört

FON Proof: Werkzeug

Max Brand war ein von der breiten Öffentlichkeit aber auch vom Kunstbetrieb so gut wie nicht wahrgenommener österreichischer Elektronikpionier. In den Sechziger Jahren entwickelte er zusammen mit Robert Moog Synthesizer-Prototypen, deren Sounds auch die junge Electronica-Generation immer noch faszinieren. Genau deshalb stand auch das letztjährige »phonoTAKTIK«-Festival in Wien ganz im Zeichen des heimischen Musikmaschinen-Pioniers. Dazu gab es nicht nur die schwer zu empfehlende CD »In Memoriam Max Brand« (rhiz), sondern auch einen, nicht gerade gering dotierten »Max Brand Preis«. Den gewann, völlig zu recht, wie es aus diversen Fachkreisen hieß, das Niederösterreichische Elektronik-Duo Fon (Formation ohne Namen), das nun mit »Proof« seine erste CD vorstellt. Mittels selbstgebasteltem bzw. umgebautem Electronic-Equipment (etwa als Synthesizer genutzte Fernseher, elektrostatisch aufgeladene Stahlwolle und sonstige, zweckentfremdete Fischer Technik-Labor-Utensilien) produzieren Fon sozusagen »Elektronik pur«. Jedoch geht es dabei nicht nur um Radikal-Avantgardismen. Dazu versprühen Fon (wie auch der geistesverwandte Pomassl) einfach zuviel elektronische Funkengewitter, die eher das Gegenteil von bierernstem Jungsge-frickel darstellen. Wem die be- rüchtigten finnischen Minimal-Stromerzeuger Pan Sonic schon etwas zu vorhersehbar »groovig« sind, sollte daher dringend einmal zu Fon greifen. Dauerelektrifizierung nicht ausgeschlossen!