april 2000

Doc Holliday

Willi Resetarits

Der Resetarits Willi hat sich angesagt und alle sind sie gekommen. Vom Drei-käsehoch-Gschroppn, der die günstige Gelegenheit nutzt und schüchtern um ein Autogramm ansucht bis zum Herrn Bürgermeister. Brechend voll ist die ARGE am 20. 2. Eigentlich kein Wunder. Ist doch der Resetarits Willi unter seinem Pseudonym Ostbahn Kurti ein richtiger österreichischer Popstar. Einer, der sich jetzt auf ein ihm fremdes musikalisches Terrain gewagt hat: Mit der RP 5-Combo gibt er sich dem Jazz(gesang) hin. R steht für - erraten - Resetarits, P ist der Kärntner Saxophonist Wolfgang Puschnig und 5 bedeutet Quintett, das von Roland Guggenbichler (Piano), Karl Sayer (Bass) und Emil Krystof (Schlagwerk) vervollständigt wird. Andi Neumayer, dem ambitionierten Veranstalter der »Jazz im Theater«-Reihe ist es gelungen, das offizielle Eröffnungskonzert der aktuellen Tournee in das Kulturgelände zu holen. Wegen des enormen Publikumsandrangs werden es dann gleich zwei Auftritte hintereinander.

Warum der Willi auf den Jazz gekommen ist? Resetarits und Puschnig kennen sich immerhin seit den 70er Jahren. Und ersterer hat sich schon in fast allen musikalischen Stilen versucht. »Der Jazz hat mich gereizt, weil er noch in meinem Spektrum gefehlt hat«, erläutert Resetarits. Aber »wir sind keine Spartenbetreuer. Wir haben einen gewissen unernsten Zugang zur Musik und zu diesem Projekt«. Spaß muss sein, also »haben wir zwischendurch auch Party«. Ernst nimmt es der Willi aber nach wie vor mit seinem politischen Engagement. Resetarits war in den 70ern Mitglied der legendären Polit-Combo Schmetterlinge, die mit ihrer »Proletenpassion« zur linken Folklore gehör(t)en. Am Tag vor den ARGE-Gigs stand er als einer der Moderatoren bei der Großkundgebung gegen schwarz-blau auf der Bühne am Wiener Heldenplatz vor 300.000 Menschen. Wie fühlt sich da ein Demo-Veteran? Das war ein »freudiges Ereignis, weil vü von den richtigen Leit durt worn«, schwärmt er. Die Kulturschaffenden sollten selbstverständlich im Land bleiben, sich stellen und Flagge zeigen. Chef-Künstler Franz Morak war ihm »noch nie sympathisch«. Willi hält es schon eher mit denen, die Widerstand leisten. In die Organisation der aktuellen Demos will er sich »nicht allzu stark einmischen«. Das sei nur peinlich. Freilich ist es ermutigend, dass sich, wie Bundeskanzler und »Steigbügelhalter« Wolfi Schüssel so messerscharf analysierte, »Alt-68er und die Internet-Generation austoben« und zusammen marschieren. (Als A-Online-Werbeträger ist Resetarits auch Kollaborateur der Netzfreaks!) Abschließend wünscht er den Menschen, die gegen »das Böse« und die FPÖVP-Regierung protestieren, »vor allem einen langen Atem«. Darauf heben wir schleunigst unsere Gläser.

Auf ein Neues: Willi Resetarits wird am 14. Mai um 19:30 auf Einladung von »Jazz im Theater» im Stadtkino die neue CD des Quintetts präsentieren.