april 2000

Gerald Gröchenig

Man muss auch einen Strich ziehen können

Nach drei Jahren stellt Gerhard Haderer's feines Schundheftl sein Erscheinen ein

»Wir sind zwar massiv aufgefordert worden weiterzumachen. Und bei der derzeitigen politischen Situation könnte man das Projekt auch noch problemlos ein oder zwei Jahre fortführen. Aber man muss auch einen Strich ziehen können.« Franz Prieler, oberösterreichischer Kulturschaffender, Kabarettist, Mitbegründer von Organisationen wie der Kulturplattform Oberösterreich KUPF oder dem »Festival der Regionen«, sieht auf sein jüngstes Projekt, das Schundheftl »Moff« mit einigem Stolz zurück.

Im Vorfeld der oberösterreichischen Landtagswahlen vor drei Jahren hatten sich er und der Cartoonist Gerhard Haderer im Wirtshaus zusammengesetzt, um irgendein spezielles politisches Comics zu entwerfen. Als sie dann einsahen, daß ihnen ihre Ideen kaum wer abdrucken würde, stand auch bald das Konzept für ein eigenes Produkt. Das hieß dann »Moff«, im Untertitel »Haderer's feines Schundheftl« und hatte bald österreichweit sein Publikum gefunden: 5.000 Exemplare gehen derzeit mittels Abo oder Einzelverkauf Monat für Monat über den Ladentisch, mit der Ankündigung des Endes im April 2000 stiegen die Abos nochmals an.

Seit drei Jahren funktioniert die Produktion eines Heftes nun insofern, dass sich das Team Haderer/Prieler zur Themenfindung zusammensetzt, Gerhard Haderer dann daraus seine Geschichten entwickelt und Franz Prieler die Zeichnungen in die Heftform bringt. Tagespolitisches steht dabei gar nicht im Vordergrund, zuallererst wollten Prieler und Haderer gesellschaftspolitisch relevante Themen vermitteln: So wurden schon zu Beginn Charaktere entwickelt, die dann Heft für Heft mit leichten Modifikationen als running gags dienten: Neben plakativen Figuren wie der renitente schwule Hund oder der ausländerfeindliche Grill-Profi in seiner Garage gibt's dann die real existierenden Vorlagen wie der oberösterreichische FP-Scharfmacher Achatz, der sich regelmäßig beim Essen mit Messer und Gabel sein Gesicht verstümmelt, SP-Chef Hochmair im Wahlkampf, mit dem Problem, dass ihn niemand erkennt, Prinz Charles, der von seiner Mutter nach allen Regeln der Kunst verdroschen wird oder Hans Krankl und Schneckerl Prohaska mit Bundeshymne und Erinnerungen an Cordoba. Tagesaktuelles zu Klima, Haider, Schüssel oder Schlögl spielt natürlich auch immer wieder herein, und so können eifrige Moff-Sammler drei Jahre (Welt-)Politik anhand der Bildgeschichten nachlesen.

Die eingeschworene Fangemeinde wird also ab Mai auf ihr Produkt verzichten müssen. Ob was nachfolgt, weiß Franz Prieler noch nicht genau, »sicher wird's aber kein Schundheftl mehr. Ich will da lieber spontan reagieren können, es hat ja auch beim Moff von der ersten Idee zur Realisierung nur einige Tage gedauert.« Bis dahin kann man sich ja die alten Moff-Ausgaben wieder reinziehen.

Zum Ende von Moff gibt es im Kulturgelände Nonntal am 18. April, 20:00 eine Abschieds-party, bei der Josef Haderer, Franz Prieler, das Wiener Unterhaltungstheater und viele andere Gäste erwartet werden.

Die Moff-Gesamtausgabe (3 Jahre) kann man um öS 720,- bestellen bei: Scherz und Schund Verlag, Willing 17, 4671 Neukirchen, Tel. & Fax: 07245/27218