april 2000

Sabine Jenichl

Eine Königsidee gibt es nicht

Zur Situation der Salzburger Gebietskrankenkasse

Die ersten »PatientInnen«, mit denen der seit kurzem als Staatssekretär für Gesundheitsfragen zuständige Reinhart Waneck (FPÖ) konfrontiert wurde, sind die Krankenkassen. »Ein Finanzdefizit von 3,37 Milliarden Schilling (244 Millionen Euro) für das Jahr 1999« lautet die Diagnose. Ohne Gegensteuerung wird für das Jahr 2000 ein Minus von 5,5 Milliarden öS (399 Millionen Euro) prognostiziert.

Von den österreichweit zum Teil massiven Ergebniseinbrüchen bleibt auch die Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) nicht verschont. »Die Schere beginnt sich zu öffnen«, so Harald Seiss, Direktor der Salzburger Gebietskrankenkasse. »Die Ausgaben steigen, die Einnahmen sinken«. 1999 kam unterm Strich ein Abgang von 6,1 Millionen Schilling (443.000 Euro) heraus. Für heuer wird bereits ein Defizit von 326 Millionen Schilling (23,7 Millionen Euro) vorhergesagt. Doch die Salzburger verfügt genauso wie die Vorarlberger und die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse über einen guten Finanzpolster an Rücklagen. Den Überschuss der SGKK von 1,96 Milliarden Schilling (142,4 Millionen Euro) führt Seiss vorrangig auf »den Wirtschaftsboom der letzten Jahre und eine relativ gute Altersstruktur« zurück. In Salzburg stehen 1.000 erwerbstätigen Versicherten 385 Pensionisten gegenüber. Bundesweit beträgt das Verhältnis 1.000 zu 502. »Einen Abzug der Rücklagen zur Abdeckung der österreichweiten Kassendefizite« hält der SGKK-Chef durchaus für wahrscheinlich. Ein Ausgleich soll über den Ausgleichsfonds beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger geschaffen werden.

In den kommenden Jahren rechnet Seiss »mit deutlich geringeren Beitragseinnahmen«. »Die Stagnation der Salzburger Wirtschaft genauso wie eine Vielzahl von Teilzeitbeschäftigten in Kultur- und Tourismusbetrieben werden die Zuwachsraten bei den Erwerbstätigen schwinden lassen«.

»An der Misere der Krankenversicherungsanstalten sind«, so der SGKK-Chef »drei große Brocken« schuld. In Salzburg machten 1999 die »Kosten für Spitäler, Ärzte und Medikamente« mehr als die Hälfte der Gesamtaussagen von 6,25 Milliarden Schilling (454,2 Millionen Euro) aus. Die Aufwendungen für Heilmittel beispielsweise stiegen im Vorjahr um 15 Prozent an und beliefen sich auf rund eine Milliarde Schilling (72,7 Millionen Euro). »Die Verschreibungspraxis der Ärzte und die Überschüttung des Marktes mit ständig neuen und teureren Präparaten« seien dafür verantwortlich.

Geht`s um die Therapie der »kranken« Kassen, gibt es für Seiss »keine Königsidee«. »Medikamentenkosten müssten gesenkt werden«. Von der Einführung eines Selbstbehaltes seien »in erster Linie die sozial Schwachen betroffen« . Die vorgeschlagene »Selbstmedikation« hält er für »einen Schmäh«, der nichts anderes als »einen hundertprozentigen Selbstbehalt darstellt. «Moderate Beitragserhöhungen könnte er sich vorstellen». Von der gänzlichen Aufhebung der Höchstbeitragsgrundlage ist er nicht begeistert. »Werden Höchstverdiener überproportional zur Kasse gebeten, könnten sie das System von der Diskussion her sprengen«. Mit den von Sozialministerin Elisabeth Sickl (FPÖ) angedrohten Sparmaßnahmen in der Verwaltung der Sozialversicherungsanstalten rechnet der SGKK-Chef aber »fix«. In Salzburg könne er sich einen »Einstellungsstopp vorstellen«. »Zu einem Personalabbau wird es aber nicht kommen«. Einsparungsmöglichkeiten hält er vor allem im »EDV-Bereich für möglich«.

Liegt Mitte April das Endergebnis des von Waneck eingesetzten Arbeitskreises vor, rechnet Seiss mit »einem Paket, das »alle beteiligten Gruppen gleichmäßig belastet«. Ärzte, Spitäler, Apotheker und Pharmaindustrie werden genauso ihren Beitrag leisten müssen wie die Krankenkassen und die Versicherten.