april 2000

an uns

LeserInnenbriefe

Zu einem Kommentar über

ÖVP-Klubobfrau Judith Wiesner im März-»kf«

Lieber Herr Neuhold,

es ist immer wieder anregend, mit Ihnen über das Thema Kultursubventionen zu streiten. Ärgerlich ist nur, wenn Sie dabei die Fakten uminterpretieren. Sie haben völlig recht, wenn Sie berichten, dass ich und die neue ÖVP-Fraktion eine Neuregelung bei der Subventionsvergabe anstreben. Ebenso recht haben sie, wenn sie festhalten, dass die ÖVP meint, dass die Verwendung von Steuergeld - wofür auch immer - begründet werden muss.

Die Freiheit der Kunst nehmen wir sehr ernst und wollen daher auch keine inhaltlichen Vorgaben für künstlerische Arbeit, sehr wohl aber muss es für die Förderung von Einrichtungen zur Vermittlung von Kunst und Kultur Zielvorgaben und Leistungsvereinbarungen geben können. Diese beiden Dinge werden in Ihrer Argumentation nur zu gerne vermischt. Manchmal lässt sich eben jemand leichter kritisieren, wenn man ihn gezielt missversteht.

Wir lehnen jede Form des Dogmatismus und der Immunisierung gegen Kritik ab und damit auch das in der Diskussion über die Kultursubventionen gelegentlich mitschwingende Dogma, wonach die Verwendung öffentlicher Mittel für die Kunst sich selbst rechtfertigt und damit jeder Nachfrage nach dem Wofür entzieht. Das Verwenden öffentlicher Mittel ist unserem Verständnis nach noch keine Kunstgattung, die sich quasi aus sich selbst heraus rechtfertigt.

Sie agieren übrigens wider besseren Wissens, wenn Sie es immer so darstellen, als wollte die ÖVP nur die Richtlinien für die Kulturförderungen ändern. Uns geht es um eine einheitliche Änderung der Subventionsrichtlinien für alle geförderten Bereiche: Dazu gehört Kultur ebenso wie Soziales, Wirtschaftsförderungen und letztlich die Politik selbst.«

Mit freundlichen Grüßen

KO Judith Wiesner

Zu einem Beitrag über die Krise des Landeskulturbeirates im

März-»kf«

Totgesagte leben länger

Plädoyer für gemeinsames

kulturpolitisches Engagement

»Widerstand«, wie ihn der »kunstfehler« vom März dieses Jahres mit vielen trefflichen Analysen in Anbetracht der aktuellen politischen Lage einfordert, provoziert von Seiten des Landes-Kulturbeirates auch die einseitig recherchierte Mär von des Gremiums »schöner Leich«.

Dem Auftrag, »von sich aus Stel- lungnahmen zu grundsätzlichen Fragen der Kulturpolitik abzugeben (Salzburger Landeskulturförderungsgesetz v. 30.3.1998, §6, Abs. 1) ist der Landeskulturbeirat (LKB) 1999 in 12 Fällen nachgekommen. Dies in Form von Anfragen (u.a. zur Museumskonzeption des Landes), Stellungnahmen (etwa zur Strukturanalyse des Salzburger Musikschulwerks), Pressekonferenzen, Resolutionen (u.a. für einen österreich- weiten Fotografie-Schwerpunkt im Rupertinum, für die Umwandlung des Keltenmuseums in ein Landesmuseum, für die Unterstützung der Sanierung des Künstlerhauses durch die öffentliche Hand), die Erarbeitung eines Konzepts für die Neugestaltung des Landespreises für Architektur u.a.m.

Auch wenn - dies sei durchaus zugegeben und kritisch angemerkt - das Land Salzburg bisher nicht von sich aus an den LKB mit dem Auftrag zur Ausarbeitung von Vorschlägen herangetreten ist, so bleibt festzuhalten, dass manche, wenngleich keineswegs alle Initiativen des LKB die erwünschte und erwartete Resonanz gefunden haben. Zudem hat das Gremium auf verschiedenen Ebenen zu einer positiven Entwicklung des kulturpolitischen Dialogs im Lande beigetragen.

Dass in o.g. Zusammenhang Vorschläge zur konstruktiven Lösung gesamtösterreichischer Anliegen wie etwa zur Nominierung eines neuen künstlerischen Leiters der Salzburger Festspiele durch die Einbindung eines fachlich kompetenten Mitglieds des LKB in die »Findungskommission« mit Verweis auf verwandtschaftliche Beziehungen oder einschlägige Einwände ausgerechnet von »Wiener Tageszeitungen« abgekanzelt werden - gerade so als wäre Letzteres nicht seit Jahren permanente Begleitmusik der festspielpolitischen Auseinandersetzung um Salzburg - ist ein Nachweis jener Scheuklappen-Mentalität, der sich der LKB im Sinne seines Auftrags dezidiert verweigert.

Mit allem Nachdruck schließlich sei der kolportierten These entgegengetreten, dass Mitglieder des LKB in ihrer Funktion gegen Aktivitäten oder Personen des Dachverbandes der Salzburger Kulturstätten Stellung bezogen haben. Dies zu behaupten, untergräbt kulturpolitische Anliegen, die gemeinsam zu vertreten und zu artikulieren die genannten Initiativen im Namen einer offenen und kritischen Kultur-szene gerade heute aufgerufen sind.

Um in diesem Sinn - jenseits des Verdachts und Vorwurfs platten Harmoniebedürfnisses - gemeinsame Anliegen und Forderungen der Kulturschaffenden und ihrer Vertretungen gegenüber und wo möglich auch mit der (Kultur)Politik dieses Landes zu formulieren, laden wir zum Gespräch ein, um konstruktiven Widerstand dort zu artikulieren, wo er erwartet wird und notwendig ist.

Für den Landeskulturbeirat

Dr. Hans Peter Kaserer eh.

(Vorsitzender)