april 2000

kurzfehler

kurzfehler

Feste nach Demonstrationen gegen schwarz-blau haben, auch wenn der ORF dabei immer wieder die Spasskultur-Keule schwingt, nichts mit politikfreien Räumen zu tun. Was für eine Politik dort jedoch mitunter betrieben wird, davon konnten sich »Bärengaudi«-AktivistInnen am 11. Februar beim Demo-Abschlussfest in der SZENE Salzburg (Stadtkino) ein Bild machen. Wurden doch zwei, extra für diesen Anlass zusammengestellte und im Programm angekündigte Video-Dokumentationen über den im Oktober 1999 im Kulturgelände Nonntal stattgefundenen Anti-Rechtsruck-Aktionstag kurzerhand von den Hauptverantwortlichen für das Fest (SZENE) aus dem Programm genommen. Lapidare Begründung: technische Probleme mit der Videoanlage im Stadtkino-Saal bzw. »fehlerhafte Videokopie«. Derlei Probleme waren Tage später nicht mehr relevant. Seitens der SZENE hieß es nun, dass, wenn aus der Beschriftung der Videokassetten die Mitwirkung von Leuten der E-Bühne ersichtlich gewesen wäre, die Videos selbstverständlich gezeigt worden wären. Was hat nun aber eine derart selektive Türsteherwahrnehmung im Rahmen einer politischen Kundgebung zu tun? Dass sich nur große Namen politisch artikulieren dürfen, kann es wohl nicht sein. Sonst wären maßgebliche Teile des »Bärengaudi«-Teams bei der Demo am Residenzplatz wohl auch nicht vor und hinter den Kulissen tätig gewesen. Aber vielleicht war das alles (ebenso wie der negative Bescheid auf die Anfrage der Samba-Gruppe Kalikambe, gerne beim Fest im Stadtkino mitmachen zu wollen) wirklich nur ein Missverständnis und auch der parallel zum Auftritt von Scheiblingseder (die selbstverständlich umsonst spielten) plötzlich zu entrichtende Eintritt nur ein Versehen. - didi -

Schneller brechen mit den Wahlversprechen! Es führt in der internen Statistik unangefochten Alfred Winter (»Mittelfristige Fördervereinbarungen«: neun Monate!). Heinz Schaden kommt knapp ran: zwölf Monate, dann war's heraus: Nach dem leichten Anstieg der freien Kulturförderung ist eine Kürzung der Förderungen um zwei Prozent ab 2001 vorgesehen. -mal-

Antifaschistische Natur? Nein, ein antifaschistisches Mahnmal am Bahnhofsvorplatz wird es so schnell nicht geben. Zwar gibt es einen gültigen Gemeinderatsbeschluss, aber kein Geld. Dafür hat die Stadtverwaltung bei den derzeit politisch verstimmten Belgiern Bäumchen zum Stückpreis von öS 60.000.- angekauft. Weitsichtigeres Engagement kam hingegen von den GewerkschafterInnen der AUGE. Die haben symbolisch einen Sockel für das Denkmal errichtet. -tömml-

Service is our success. Angenommen, Sie stellen einen Förderantrag für ein Projekt und reichen dieses bei den zuständigen Kulturämtern der Stadt Salzburg und des Landes Salzburg ein. Bis zu welchem Zeitpunkt können Sie mit einer Antwort rechnen? Die Kulturabteilung des Landes erweist sich als rekordverdächtig: Vom Ansuchen bis zu einer Antwort: »Ja, Ihr Projekt ist förderwürdig« dauerte es keine vier Wochen. Bis zur Ausbezahlung der Fördersumme vergingen dann noch sieben Tage. Ein Antragsteller wartet - es handelt sich um dasselbe Projekt - seit nunmehr fast drei Monaten auf einen Bescheid der Stadt Salzburg. -tömml-

Da wollen die ÖVP Gemeinderätinnen Mag. Seyr und Mag. Schmidt von Bürgermeister Heinz Schaden wissen: »Welche Dienststellen des Magistrats und welche Frauenvereine, die aus öffentlichen Subventionen finanziert werden, sind bzw. waren an den Protesten und Widerstandsaufrufen gegen die neue Regierung beteiligt?« Und Heinz Schaden muss zugeben, was nicht zu verleugnen ist: »Selbstverständlich waren Dienststellen des Magistrats in die in Salzburg organisierte Demonstration gegen die neue Bundesregierung vom 11. Februar 2000 involviert. So musste die Demonstration verkehrs- und straßenrechtlich genehmigt werden. Dies erledigt in unserer schönen Stadt die Abteilung 9/01 Verkehrs- und Straßenrecht. Auch die Arbeit der Abteilung 6/04 Straßen und Brückenamt wurde von der Demonstration tangiert. Wie nach allen Großveranstaltungen war eine Straßenreinigung in einem geringfügig höheren Ausmaß als an »normalen« Tagen nötig. (...) Ich darf Ihnen aber mitteilen, dass kein Projektansuchen bezüglich einer finanziellen Unterstützung jedweder Demonstrationen, Proteste oder Widerstandsaufrufe an mein Ressort herangetragen wurden.«

Fürwahr, das neue schwarz-blaue Demokratieverständnis ist beängstigend. Wer öffentliche Förderungen erhält, soll im Gegenzug seine demokratischen Grundrechte abgeben. Zwar wird von den Schwarzen bei jeder Gelegenheit hinausposaunt, dass »sich die Künstler hierzulande nicht zu fürchten brauchen«, um im selben Atemzug einen Antrag zu stellen, den die FPÖ fast wortgleich im Landtag gestellt hat. Der »kf« empfiehlt: Sofortiger Übertritt in die FPÖ oder zumindest der »Große Josef-Dechant-Verdienstorden« an die beiden Gesinnungsschnüfflerinnen. -tömml-

Hubert von Goisern fand's bei der Demo gegen schwarz-blau auf dem Residenzplatz bekanntlich einfach zum »Trenzn«. Schuld daran war jedoch weniger der Regen, schon irgendwie die aktuelle politische Lage, aber vor allem ganz böse Ausgrenzereien, gegen die doch auch mal was gesagt werden müsse. In eigener Sache versteht sich. Denn, so der erklärter Anti-Kosmopolit (»Wer überall zuhause ist, ist nirgends zuhause.«), grenze gerade in Salzburg die Hochkultur, sprich die Festspiele, immer noch die Volkskultur aus. Na bumsti! Das musste ja wohl wirklich einmal gesagt werden! Schleierhaft bleibt nur, warum diese Wuchtel von Denkanstoß ausgerechnet im Rahmen einer Demonstration gegen schwarz-blau kundgetan werden musste. War das jetzt eine Themaverfehlung oder einfach wieder nur aus jenem Bauch ge- dacht, der bei von Goisern vermelden ließ, dass einzig die Wiener Philharmoniker Mozart wirklich spielen könnten, weil »de ham des im Bluat«. Von Goiserns moralische Betroffenheit gegen schwarz-blau kann ihm abnehmen wer will. Sagen tut er jedoch Dinge, die auch bei Bärentaler Kulturgesprächen mit Applaus quittiert werden würden. - didi -

Pop & Politik, gemacht in Österreich ergaben Ende Februar/Anfang März in den Ö3 Top 40 drei Wochen lang einen äusserst harmonischen Konsens. Wurde während dieser Zeit doch die Pole Position von einem gewissen Anton aus Tirol (feat. DJ Ötzi) mit dem Musikantenstadl-Trachten-Techno-Heimatbekenntnis »I bin da Anton aus Tirol« (»Ich treib' es heiss und eisgekühlt«) besetzt. Auch wenn sich der ORF redlich bemühte, diesen Platz 1 auf - wahlweise - Fasching, Hüttenzauber oder Semesterferien zurückzuführen, muss an dieser Stelle einmal klipp und klar gesagt werden, dass es sich dabei um nichts anderes als den ersten offiziellen Hit der neuen FPÖVP-Regierung gehandelt hat. Bärig! - didi -

BürgerInnenbewegung für Neuwahlen! Die Organisatoren der Groß-Demonstration vom 19. Februar starteten dieser Tage eine österreich- weite Unterschriftenaktion für rasche Neuwahlen. »Über das Schicksal Österreichs sollen die ÖsterreicherInnen selbst bestimmen können«, heißt es in einer Erklärung der »Demokratischen Offensive« und von »SOS-Mitmensch«. Ziel der Aktion sind 900.000 Unterschriften. Diese Zahl entspricht mehr als 15 Prozent der Wahlberechtigten. Im Regierungsprogramm von schwar-blau ist festgehalten, daß, wenn mindestens 15 Prozent der Stimmberechtigten ein Volksbegehren unterstützen, dieses Anliegen einer Volksabstimmung unterzogen werden müsse. Alle Infos, Unterschriftenlisten, Spendenkonten... unter www.neuwahlen.at