april 1995

Birgit Feusthuber

Rechts und Kultur und Links

»Political correctness« am Ende?

FRAUEN

Zärtlich und weich

- Frauen -

Köstlich und reich

- an Vertrauen.

Heimat an der Hand

- Frauen -

Das feste Band

- an Vertrauen.

Wo ist Heimat?

»Anspruchslos soll sie sein und schön. Rundungen, wie man sie bisher nicht gekannt hat, richtig zum Hinfassen. Und bald zu haben. 1977 war es dann soweit: die neue »Braut« für die österreichischen Soldaten war da, zunächst unter dem Namen AUG (Armee Universal Gewehr), aber eine richtige Braut ist auch bereit, ihren Namen zu ändern. StG 77 klingt zwar auch nicht viel hübscher, aber das junge Ding gefiel den Soldaten sofort. Tatsächlich: das StG 77 war anspruchslos (...). Vor allem ist das Sturmgewehr schlanker geworden und mit nur 3, 75 Kilogramm nahezu ein leichtes Mädchen. Direkt zum Verlieben ist die Trefferquote - mit der neuen Visiereinrichtung (...) hat sogar der Dümmste begriffen, wie er mit seiner Braut umzugehen hat. (...) Sie braucht sich auch heute vor keiner Konkurrentin zu verstecken«.

Wer glaubt, daß soeben angeführte Zitate aus der faschistoid-machistischen Mottenkiste von anno dazumal zusammengeklaubt worden sind, irrt. Leider. Das »Gedicht« stammt von einem gewissen Jürgen Hatzenbichler, »Kärntner Nachdenker der Neuen Rechten, der zuvor bei Gerd Honsiks `Nationaler Front` wehrsport-übte«. Kongenial dazu liest sich der Abschnitt »Die Braut des Kriegers« aus dem Buch »Wehrhaftes Österreich. Die militärische Landesverteidigung«, herausgegeben von Roland Vogel (Generalstabsoffizier des Österreichischen Bundesheeres) und Conrad Seidl. Conrad Seidl? Ja, richtig, der Seidl, der in den letzten zwei Sommern im Kulturgelände passionierten BiertrinkerInnen so vergnügliche Anekdoten zu erzählen wußte und sich regen Publikums- und Trinkzuspruchs bei seinen Bierseminaren erfreuen kann. Prost, es ist zum Kotzen. Herr Seidl, der »Bierpapst«, wird sich fürderhin andere Örtlichkeiten für seine Geschichterln aussuchen müssen. Ohne ihn nun undifferenziert in einen Topf mit der Neuen Rechten zu stopfen, legt die explosive Mischung Sexismus-Militarismus dennoch die geistige Spur zu den Aktivitäten der Rechten, die Kultur mittlerweile als eine ihrer Hauptbetätigungsfelder auserkoren haben. Während der traditionalistische Flügel die Fahne zünftiger Brauchtumspflege hochhält, versuchen die Neuen Rechten »an moderne Formen anzunüpfen und so etwas wie eine faschistische Ästhetik« zu etablieren. So freut sich Roland Bubik in der faschistischen deutschen Zeitung »Junge Freiheit« über jene Kids, die bei ihren Techno-Partys »so emphatisch den Kommandos ihrer Führer folgen, die in diesem Fall die DJs sind« und operiert munter mit Metaphern aus dem kriegerischen Sprach-Arsenal (Ernst Jüngers »Stahlgewitter« z.B.). Pi-si ist gefragt. Daß es manchmal durchaus schwierig ist, politically correct zu sein, ist am Beispiel Seidl zu erkennen. Ein weites Feld tut sich auf - jenseits von eindeutig ausgewiesenen rechten Kulturbestrebungen. Was ist mit jenen männlich besetzten Ethno-Bands, denen im Herkunftsland kein weibliches Ohr lauschen darf und für die hierzulande Männlein und Weiblein gemeinsam verzückt das Dritte-Welt-Solidaritätsfeuerzeug anzünden? Wie umgehen mit jenem Salzburger (Land-) Kulturschaffenden, der sich als Gemeinderat für die FPÖ aufstellen lassen wollte und zweifellos wertvolle Kulturarbeit leistet? Wie wenig man sich in diesen Zeiten auf bislang übliche Koordinatensysteme verlassen kann, zeigte der Besuch der Cselley-Mühle/Burgenland beim letzten Arge-Betriebsausflug: Im Hof dieses aus alternativem Geist geborenenen Kulturgeländes wurden wir von einem der Verantwortlichen auf den Backofen aufmerksam gemacht, in dem Speisen für bis zu 600 Leute produziert werden können. Und dann der augenzwinkernde Nachsatz: »...im Volksmund auch Dachau-Süd genannt«. Ein schleichender Prozeß ist im Gang, nicht nur »draußen«. Auf scheinbar gesicherte Übereinkünfte müssen wir in Zukunft verzichten. Was in der Musik-Szene seit längerem heftig diskutiert wird, bleibt uns insgesamt nicht erspart.

Zitate aus: Heribert Schiedel: Anmerkungen zur »Kultur« in rechtsextremen Diskursen.

In: Kulturstürmerei in Österreich

Infoblatt Nr. 29 der IG Kultur Österreich