jänner-februar 1999

Ursula Rotter

»Wäre nie ins Paletti gegangen«

Der Multi-Wirt Wolfgang Eckschlager über seine Beisl-Karriere

In Kleßheim war er. Da haben sie ihn aber, aus welchen Gründen auch immer, rausgeschmissen. Nach zwei Jahren »Kunstpause«, wie er diese Zeit selber bezeichnet, hat Wolfgang Eckschlager doch noch seine Ausbildung zu Ende gebracht. In Bischofs-hofen, einer Zweigstelle der Nobel-Ausbildungsstätte. 1988 war's, da hat er richtig zu kochen begonnen. Zunächst im Shakespeare, damals, als es noch »eine g'scheite Küche« gegeben hat dort. Eine weitere Station war die ARGE. Nach diversen weiteren Küchen hat sich Eckschlager im Kuglhof beim Gemüseputzen die Sehne durchgeschnitten. Mit einem Tourniermesser. Künstlerpech sozusagen. Auf alle Fälle hatte er plötzlich genügend Zeit, um die Konzessionsprüfung zu machen.

Die rechtliche Voraussetzung um ein Lokal führen zu können, hatte der Wirt in spe also in der Tasche. Doch wie kommt jemand, der gerade mal 31 Jahre alt ist, zu mittlerweile drei Lokalen? Zufall war's, wie meistens und der Wille »etwas machen zu wollen«. Das war 1993. Da gab es das legendäre Paletti noch. Ein Lokal, das Eckschlager zwar sehr getaugt hat, in das er aber, wie er selber sagt, »nie gegangen wäre«, wenn ihn nicht seine damalige Lebensgefährtin dort hingeschleppt hätte. Das Paletti, jenes Lokal in der »Szene«, in dem man locker zwölf Stunden verbringen konnte, gab es damals allerdings schon fast nicht mehr. Ein paar Aufrechte kamen jeden Abend, um dem Zusperren entgegenzutrinken. Eckschlager startete eine Unterschriftenaktion zum Erhalt des Beisls. Und binnen kürzester Zeit waren 2.000 Unterschriften beisammen. Zugesperrt wurde trotzdem. Doch »Ecki« war sich mittlerweile sicher, ein eigenes Beisl haben zu wollen. Am 8. Oktober 1993 eröffnete er das Soho in der Steingasse. Daß man dort ziemlich gut essen kann, braucht man wohl nicht weiter zu erwähnen.

Bereits 1994 sollte das »Cafe 21«, das ehemalige Paletti, wieder den Pächter wechseln. Eckschlager präsentierte sein Konzept und sperrte am 3. Juli 1995 das »Stadtwerk Orange« auf. Lokal Nummer zwei läuft zufriedenstellend, allein das Tagesgeschäft könnte besser sein. Doch der Platz an sich ist eine Goldgrube, das weiß auch Eckschlager: »Da wird einem gewissen Anforderungsprofil der Stadt genüge getan.« Ein bißchen ein anderes Konzept verfolgt er mit seinem neuesten Coup in der Imberg-straße. Im nur gut zwanzig Leute fassenden »Saphir« will Eckschlager eine Schwulenbar etablieren. Denn »es braucht eine gewisse Intimität«, um so ein Lokal erfolgreich führen zu können. Dem »Zweistein« Konkurrenz machen, will er nicht, eher »schwebt mir so ein buntes Volk wie einst in der Sonderbar vor«. Mittlerweile ist Wolfgang Eckschlager auch im Gespräch als neuer Pächter für das Rockhouse-Beisl. »Tunnel 99« würde es dann heißen. Allen Gerüchten zum Trotz, daß der Mega-Wirt dann an den Wochenenden das Programm machen wolle, gibt sich die »Beisl-Krake«, wie ihn manche insgeheim nennen, zahm. Selbstverständlich werde er, ebenso wie jetzt mit der Szene, allfällige Bei-slveranstaltungen mit dem Rockhouse-Team absprechen. Noch heißt das Rockhouse-Beisl aber »Riff« und bis es - vielleicht - »Tunnel 99« heißt, kann noch einige Zeit vergehen, dessen ist sich auch Eckschlager bewußt. Andere Gerüchte, wie etwa, daß er kurz vor dem Konkurs stehe, verweist der Herr über 15 Angestellte ins Reich der Phantasie. Natürlich könne niemand drei Lokale kurz hintereinander eröffnen, ohne Schulden zu machen, doch er könne damit ganz gut leben, meint »Ecki« zu diesem Thema. Mittlerweile kränkt ihn «das ganze Gewäsch«, das über ihn erzählt wird, auch nicht mehr. Selbst mit dem Begriff »Beisl-Krake« kann er ganz gut leben.