jänner-februar 1999

Ursula Rotter

Barrierefreies Mirabell

Im Spätsommer wird mit den Liftbauarbeiten begonnen

Lang, lang ist es her. Ganze sechs Jahre wartet ein Beschluß des Gemeinderates nun schon auf seine Umsetzung: »Ein Lift muß her«, so lautete der Tenor der PolitikerInnen bereits 1992. Allein, die Mittel fehlten. Vom zuständigen Sozial-Stadtrat Josef Huber zwar jedes Jahr angemeldet, doch, wie Huber selbst sagt, »vom Bürgermeister wieder aus dem Budget herausgestrichen«. Ein bißchen zynisch wirkt daher auch der Brief des Stadtoberhauptes, der im November letzten Jahres an den Österreichischen Zivilinvalidenverband geschickt wurde. Darin bedauert Bürgermeister Dechant, daß »der dafür (den Lifteinbau, Anm.) zuständige Stadtrat Ing. Dr. Josef Huber die Mittel für den Einbau des Liftes im Rahmen seines Budgets für das kommende Jahr nicht unterbringen (...)« konnte.

Doch was lange währt, wird auch irgendwann einmal gut. Ende August/Anfang September werden die Arbeiter mit den Baumaschinen im Schloßhof auffahren und mit dem Lifteinbau beginnen. Der soll von der Wolf-Dietrich -Halle (»Haupteinlaufstelle«) bis ins Dachgeschoß führen. Damit keine historische Bausubstanz zerstört wird, wurde ein Teil eines bestehenden Lichtschachtes zum Lift-Schacht auserkoren. Erreichbar werden mit dem Lift vor allem drei wichtige Bereiche: Bürgermeister-Büro, Standesamt samt Marmorsaal (endlich werden die Hochzeits-Träume vieler Rolli-FahrerInnen wahr!) und - einen Stock höher - das Büro des Sozialressort-Chefs. Aufgrund der beengten Raumsituation muß jedoch mit einer Bauzeit von ca. acht Monaten gerechnet werden.

Kritik scheint derzeit nicht angebracht: Die Behinderten-Verbände sind mit der bisherigen Planung, in die sie auch einbezogen waren, sehr zufrieden. So wurde an notwendige Rampen, die den Zugang zum Lift erleichtern, ebenso gedacht, wie daran, daß in den erreichbaren Stockwerken die Toiletten behindertengerecht ausgebaut werden müssen. Auf ein anderes Problem, nämlich den auch für kleinere oder auf eine Gehhilfe angewiesene Menschen eher ungemütlich zu erreichenden Türklinken, wurde ebenfalls nicht vergessen: Momentan prüft der Architekt verschiedene »Türöffnungsmethoden« mittels Taster o. ä., welche die alten Türen und Mauern unversehrt lassen und gleichzeitig den Komfort für BesucherInnen gewährleisten. Kleine Rampen innerhalb des mit tückischen Niveau-Unterschieden ausgestatteten Gebäudes werden ebenso eingebaut wie eine eventuelle Fußbodenheizung in den Vorhallen des Obergeschoßes.

Ursprünglich wurde auch eine Variante diskutiert, den Lift vom Keller bis ins Dachgeschoß zu führen. Allerdings wird der Keller des Schloßes Mirabell derzeit nicht genützt, da er schlichtweg zu feucht ist. Ein Ausbau des Liftes hätte also auch eine Trockenlegung des Tiefgeschoßes mit sich gezogen und die Sache enorm verteuert: Statt den derzeit kalkulierten 11,3 Millionen Schilling hätte der Lifteinbau samt Keller-Sanierung noch einmal 12 Mille zusätzlich verschlungen. Aber man hätte die ganze Sache natürlich auch noch billiger haben können. Denn 1992 lag bereits ein erster Kostenvorschlag des Architekten Franz Fonatsch vor, der die Gesamtherstellungskosten mit rund 8,5 Millionen Schilling bezifferte. Doch wie bereits gesagt, Kritik scheint derzeit nicht angebracht, zu groß ist die Erleichterung, daß der Lift endlich gebaut wird.