jänner-februar 1999

Thomas Neuhold

Asfalter in Turbulenzen

Ab 99 zwei Straßenzeitungen in Salzburg?

Im Dezember 98 wurde der »Asfalter« ein Jahr alt. Die von der »Sozialen Arbeit Gesellschaft« (SAG) herausgegebene Salzburger Straßenzeitung hat im ersten Jahr ihres Bestehens einen steilen Aufschwung erfahren: Im Schnitt werden rund 9.000 Exemplare pro Ausgabe verkauft, rund 70 VerkäuferInnen bringen den »Asfalter« unter die Leute. Mit Verkauf, Inseraten und Spenden wurden im vergangenen Jahr immerhin rund 1,5 Millionen Schilling umgesetzt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Zukunft des Projektes schien bis vor kurzem noch gesichert.

Bis dann im Herbst vergangenen Jahres die Zeitung mit dem Schmetterling ins Trudeln geriet, da zwischen der Herausgeberin SAG und den zwei angestellten »Asfalter«-RedakteurInnen, Astrid Gerschpacher und Andreas Kuntner, ein handfester Streit um die Zeitschrift entbrannte. Sowohl das Duo Gerschpacher/Kuntner und ein von ihnen unter dem Vorsitz der Juristin Renate Hojas gegründeter Verein als auch die SAG reklamieren einstweilen die alleinige Herausgeberschaft für sich.

Ausgangspunkt des Konfliktes um das Sozialprojekt waren interne überlegungen der SAG-Geschäftsführung den »Asfalter« aus ihrem Betrieb auszugliedern. Dieser Plan sei vor allem aufgrund einer längerfristigen Bindung an Förderzusagen des Landes und damit verbundener Evaluierungsauflagen bald wieder verworfen worden, so SAG-Geschäftsführer Markus Gstaach im »kunstfehler«-Gespräch. Gerschpacher und Kuntner wollten sich mit dem Rückzieher der SAG freilich nicht abfinden, kündigten ihren Arbeitsvertrag bei der SAG und gründeten den »Verein Asfalter«, der die Herausgabe der Monatsschrift übernehmen sollte.

Gerschpacher und Kuntner verbreiteten auch bereits via Presseaussendung die Absicht, »ihren« ersten »Asfalter« im Jänner zu produzieren. Aber auch die SAG mache natürlich den »Asfalter« weiter, so Gstaach. Die so »mit viel interner Schmutzwäsche über angeblich verschwiegene Förderungen, nicht transparente Abrechnungen und gestohlene Unterlagen »entstandene Pattstellung, dürfte beide Streitparteien rasch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwingen. Immerhin hat sich die SAG den Namen »Asfalter« medienrechtlich schützen lassen. Er habe zwar »wenig Lust dazu«, eine Unterlassungsklage wäre aber fast unabwendbar, so Gstaach.

Was Gerschpacher und Kuntner wiederum wenig schreckt. Sie wähnen sich im Besitz von Unterlagen, welche die Übergabe der Herausgeberschaft an sie belegen sollen. Wie Kuntner gegenüber dem »kf« angab, sei auch die Finanzierung des neuen »Asfalter« bereits halbwegs gesichert. Er rechne neben den Geldern aus Straßenverkauf, Inseraten und Spenden auch mit geförderten Arbeitsplätzen und Förderungen durch Stadt, Land und Bund.

Die Verlierer der Auseinandersetzung stehen jedenfalls schon fest. Es sind die VerkäuferInnen, die zwischen SAG und den neuen Verein geraten. Denn für zwei Straßenzeitungen ist Salzburg eindeutig zu klein.