jänner-februar 1999

Thomas Neuhold

Eine sozialdemokratische Kandidatin

Die Lehrerin Theresa Liegle wird Gemeinderätin und Kultursprecherin der SPÖ

Wenn bei den Gemeinderatswahlen am 7. März 1999 keine politische Sensation passiert, wird Theresa Liegle Gemeinderätin. Die Lehrerin mit den Fächern Englisch und Französisch kandidiert am neunten Listenplatz für die Salzburger SPÖ. Aller Voraussicht nach soll die gebürtige Niederösterreicherin auch Kultursprecherin ihrer Fraktion werden und die Nachfolge von Anita Pirker antreten.

Begonnen hat das politische Engagement Liegles irgendwann Mitte der 70er Jahre, als sie nach Salzburg übersiedelte, um hier zu studieren. Die Tochter einer katholischen Arbeiter- und Dienstbotenfamilie verdankte damals ihren Heimplatz der SPÖ. Sie war kurz in der sozialdemokratischen Abspaltung des damals links dominierten VSSTÖ, dem BSSTÖ, organisiert und ist seit 1989 in der SP-Kaderschmiede BSA aktiv. Als typisches Produkt von Bruno Kreiskys Bildungspolitik blieb die engagierte Lehrerin ihrer Bewegung stets treu. Auch wenn sich die Mutter von zwei Kindern heute selbst als »grüne Rote« bezeichnet.

Die Ochsentour durch die Parteihierarchie blieb Liegle erspart. Auch die endlosen Sitzungen in diversen Gremien, in denen - wie ein Salzburger SPler einmal so treffend formulierte - ausschließlich »Sektionswichteln« das Sagen haben, mußte die Hobby-musikerin (Klavier und Saxophon) nicht erdulden. Ihre »Karriere« hat Mentorin Pirker eingefädelt.

»Nicht aufdrängen«

Nach dem derzeitigen Planungsstand ihrer Fraktion werde sie für die Themen Kultur, Altstadt und Planung zuständig sein. »Und zwar in dieser Reihenfolge«, erzählt sie dem »kunstfehler«. Sie würde auch gerne von Pirker den Vorsitz im Kulturausschuß übernehmen. Fraglich wäre jedoch, ob dies möglich werde, wenn - wie angestrebt - Spitzenkandidat Heinz Schaden das Kulturressort erringe.

Drängt sich die Frage auf, warum sie als angehende Kultursprecherin - ja sogar mögliche Ausschußvorsitzende - nicht intensiver den Kontakt zu Salzburger Kultureinrichtungen sucht? »Ich will mich nicht aufdrängen«, so die SP-Politikerin. Nach den Wahlen aber, wenn sie erst einmal gewählt sei, werde sie die Kontakte intensivieren, verspricht sie.

»Kultur in die Altstadt«

Also kommt eben der Berg zum Propheten und der »kunstfehler« muß her, um Fragen zu stellen. »Was wollen Sie kulturpolitisch erreichen Frau Liegle?«

Grundsätzlich will die Neo-Funktionärin einmal »die etablierte Szene nicht absaufen lassen und helfen, die freie Szene als Faktor für neue Impulse zu beleben«. Liegle setzt auf Stadtteilkultur, will in der Altstadt mehr Straßenkünstler sehen und kann sich für die Idee von »Frühlingskulturtagen« in der Mozartstadt begeistern. Auch für die Forderung des »Dach- verband Salzburger Kulturstätten« in Salzburg ein neues Haus für Gruppen wie etwa das Freie Radio oder das Frauenkulturzentrum einzurichten, »lohnt es sich zu kämpfen«. Die Sanierung der »ARGE Kulturgelände Nonntal« werde auch »ein Punkt sein«. Schaden wolle das jedenfalls vorantreiben, verspricht sie. Detailwissen habe sie jedoch noch nicht.

Vor allem aber will sie eine Verbindung von Kultur, Jugendkultur und Altstadt erreichen. Man müsse sich einmal fragen, »welche Räumlichkeiten sind leer in der Altstadt«. Das »Central-Kino« in der Linzer Gasse, welches mit großer Wahrscheinlichkeit bald schließen muß, wäre so eine Räumlichkeit. Hier könnte Jugendkultur in der Innenstadt Platz finden. Daß das »Central« einem Einkaufszentrum Platz machen muß, erfährt sie freilich erst vom Autor dieser Zeilen. Aber als Neueinsteigerin könne man eben noch nicht alles wissen.

Wir dürfen gespannt sein.