jänner-februar 1999

Didi Neidhart
titel

Internet-Zugang für alle

Auch wenn es durchaus gerne praktiziert wird - den immer rasanter werdenden Entwicklungen auf dem Sektor digitaler Medien ist nur schwer mit Abwehr und/oder Abkehr beizukommen. Dies bedeutet nicht nur potentielle emanzipatorische und demokratische Medien Leuten zu überlassen, die damit am allerwenigsten etwas am Hut haben, auch wenn gerade von seiten der Wirtschaft und ähnlicher Profitmaximierungs-Lobbies immer wieder darauf in Hochglanzprospekten verwiesen wird. Es bedeutet auch die freiwillige Zustimmung zu einer Abhängigkeit innerhalb gesellschaftlicher Veränderungen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Die Möglichkeiten digitaler Netze ausschließlich den Technokraten zu überlassen, wäre so gesehen auch mit einer Verabschiedung aus der Geschichte und zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen gleichzusetzen. Daß es jedoch auch anders gehen kann, wird ab Februar 1999 der Salzburger Computerkunst- und Medienkritik-Verein »subnet« in den Räumlichkeiten des Kulturgeländes Nonntal unter Beweis stellen. Ähnliche Initiativen, denen es um Verknüpfungen von sozial-politischen Praxen und »Schnittstellen von Kunst und Kultur im Internet« geht, gibt es in Österreich schon in Linz (Stadtwerkstatt) und Wien (Public Netbase). Gerade im Bereich neuer Technologien geht es nicht nur darum, neue Entwicklungen nicht zu verschlafen, sondern Orte und Räume mit Inhalten und Praktiken zu besetzen, die einen radikalen Gegenpol zum ökonomistisch motivierten Märchenerzählen bezüglich der »digitalen Demokratie« darstellen. Ein freier Zugang zum Netz und die Bereitstellung von technischem Know-how, wie im Konzept von subnet vorgesehen, ist alles andere als eine medienpolitische Realität. Dieses Angebot sollte jedoch ausgiebigst genützt werden. Auch für den Preis, daß sich dadurch liebgewonnene Gewohnheiten (die manchmal auch zu Vorurteilen mutieren können) über Bord geworfen werden müssen. Auch die Kulturinitiativen können nicht so tun, als wäre es mit einem simplen E-Mail-Anschluß getan. Gefordert ist nun eine kritische, inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Medium. Ob dies praktisch wie theoretisch in Salzburg machbar sein wird, wird nicht zuletzt vom Input der hiesigen Kulturszene abhängen.