jänner-februar 1999

Gerald Gröchenig
kommentar

San Sie Österreicher, hom Sie an Ausweis?

Kriminalpolizistin und etwas untersetzter Kriminalpolizist in legerem Outfit, dahinter zwei Uniformierte in grauem Overall. Alle Anwesenden werden akribisch gemustert. Frau Inspektor deutet auf mich und der Kollege schreitet ein. »San Sie Österreicher, hom Sie an Ausweis«. Ort der Handlung: keine verrufene Spelunke weit nach Mitternacht, kein ungarischer Reisebus kurz nach Deutschkreuz, nein: das Ganze spielt sich ab an einem Samstag im Euro-City 568 »Radio Oberösterreich« von Wien West nach Bregenz, Abfahrt 15.20.

Vor einigen Monaten diesselbe Situation im selben Zug, damals erwischte es einen ca. 16-jährigen Schüler in meinem Abteil, der von Wien nach Hause fuhr. Der hatte nur einen Schülerausweis bei sich, was natürlich nicht reichte. Personalien wurden aufgenommen. Ach ja, der junge Mann hatte eine etwas dunklere Hautfarbe.

Der Herr Inspektor studiert meinen Führerschein penibel. »Danke Herr Doktor, auf Wiederschaun«. Vielleicht soll dies das Sicherheitsgefühl der Österreicher stärken, bei mir bleiben ob dieser offiziellen Ausländerhatz Ärger und Wut: wen hofft man denn in einem Binnenzug zu dieser Zeit wohl zu finden, daß dies einen derartigen Aufmarsch rechtfertigt. Und was wäre gewesen, hätte ich keinen Ausweis mitgehabt (wahrscheinlich muß man das heute, selbst wenn man spazierengeht). Und was passiert mit einem Ausländer, der vom Christkindlmarkt nach Linz heimfährt und keinen Ausweis dabeihat.

Ein paar Tage später erzählt mir ein Kollege, daß er am Hauptbahnhof beim Warten auf den Zug mit einer ähnlichen Frage belästigt wurde: Die werten Beamten hatten aufgrund der Farbe seiner Zeitung (Der Standard) auf ein ausländisches Produkt geschlossen und ihm das auch noch - quasi als Begründung für die Amtshandlung- mitgeteilt.

Von Einzelfällen kann man da wohl nicht mehr sprechen. Man muß dem Karl Schlögl und seinen Law-and-Order Parteigenossen beibringen, daß wir weder rassistische Hetze noch Polizeistaat brauchen.