jänner-februar 1999

Fritz Kohles
wenn und aber

Darf er das?

Vor einigen Jahren mag sich »Hoheit« Otto gesagt haben: »Es gibt soviel Trotteln in der Politik - das wäre doch auch was für meinen Karli.« - aber, wie sich herausstellt, ist er selbst dafür zu blöd.

Mit einer untrüglichen Sicherheit für Peinlichkeiten stapfte der Kaiserenkel durch die letzten Jahre: vom Hohenemser Diadem als Kinderspielzeugbestandteil bis zum 600.000 S Kleingeldtransfer. Die folgenden Äußerungen vom Papa über den gelben Stern und den Habsburgkannibalismus runden das Bild nur ab. Es handelt sich wohl eher um einen habsburgischen Selbstkannibalismus.

»Früher«, sagt ein Kenner der Materie, »hat man solche Sprosse auf einem Familiengut auf dem Land versteckt! Heute geht das nicht mehr, man hat ihnen ja im 18er Jahr alles weggenommen. Ja, früher schickte man Erzherzöge ins Offizierkoprs - Karl wäre bestenfalls eine Karriere als Oberstabswachtmeister zuzutrauen!«

Es ist wirklich ein Jammer; erblich ist in diesem Haus neben der hängenden Unterlippe zuweilen die Debilität. Zu hoffen ist, daß bei Sohn Zwonimir wenigstens Zitas italienische Linie Bourbon-Parma durchschlägt - allerdings ist der Kleine aufgrund der morganatischen, also nicht standesgemäßen Ehe mit der Salzburger Kulturbeglückerin Francesca, deren Herr Vater sich nicht entblödete, zur Hochzeit seiner Tochter in einer ungarischen Magnatenuniform zu erscheinen (als weilte ein Ringstraßenbaron bei Kaisers Hochzeit) - von der Thronfolge ausgeschlossen.

Tief ist man gesunken: jetzt muß den Kaiserenkel sogar ein Schausberger zum Rücktritt auffordern. Aber WIR sind ja kein Kandidat der ÖVP, sondern einer von Gottes Gnaden - und zurücktreten ist was anders als abdanken, ebenso wie ein Abgeordnetensitz sich unterscheidet von einem Kaiserthron.

Karl kann ähnlich wie sein Urur..großonkel Ferdinand der Gütige (vom Volk auch Gütinand der Fertige geheißen) in Anlehnung an dessen verbalen Habsburg-Highlight: »Dürfen’s denn das?« (nämlich revoltieren) auf die Aufforderung: »Treten Sie zurück« antworten: »Ja, darf ich denn das?« und das österreichische Volk kann mit Fug und Recht konstatieren: »Uns bleibt doch wirklich nichts erspart!«