jänner-februar 1999

kurzfehler

Über das TOI-Haus, "Freies Lesen" und mediale Großereignisse

Mediale Großereignisse, wie etwa der Ausbruch eines Golfkriegs, als Virtual Reality-Spielwiesen für ideologie- und politikmüde Medientheoretiker brauchen hin und wieder so etwas wie eine deftige Gnackwatschen. Nicht nur, damit einem vor dem Bildschirm die Chips aus der Hand fallen oder im Hals stecken bleiben. Es geht auch um Grundsätzlicheres. Etwa der Tatsache, daß Krieg ist. Und da hat der ORF am Abend es ersten US-Angriffs auf Bagdad wahrlich aus dem vollen geschöpft. Zuerst wurde Clint Eastwoods genialer Öko- und Bibelzitat-Western »Palerider« aus dem Programm genommen und dafür Chuck Norris in einem x-ten Teil der »Missing In Action«-Serie durch den vietnamesischen Dschungel auf der Suche nach vom Vietcong verschleppten US-Soldaten geschickt. Dann, zeitlich einmalig abgestimmt, wurde, als Norris gerade mit dem Hubschrauber über feindliche Dschungelwälder flog, im unteren Bildrand über die gerade beginnende Bombardierung Bagdads informiert und auf die in Kürze beginnende ORF-Sondersendung verwiesen. Das läßt zwei Schlüsse zu. Erstens, der ORF hat von Wa-shingtons Kriegsplänen gewußt und »Missing In Action« bewußt ins Programm genommen und zweitens, es gibt nichts, was es im ORF noch härter geben kann, als auf diversen Kabelkanälen. Also wenn das nächste Mal unangekündigt ein amerikanischer Kriegsfilm im ORF erscheint, am besten gleich auf CNN schalten.

»Orientierungsstufe« nennt sich das Polytechnikum der Diakonie. Dort sollen behinderte Jugendliche im praxisnahen Schulalltag auf das Berufsleben vorbereitet werden. Neben »klassischen« Fächern, wie Deutsch, Mathematik, Sachkunde, technisches und textiles Werken, stehen auch vier Stunden Hauswirtschaft sowie vier Stunden Berufsorientierung auf dem Programm. Und zwar in Praxis und Theorie. Nähere Informationen unter 0662/643725.

»Musikalische Sprachtherapie« für Familien mit hörbehinderten Kindern (0-6 Jahre) bietet der Verein »Arge freies lesen« von 12. bis 18. Juli am Landesinstitut für Hörbehinderte in Salzburg (Lehener- str. 1) an. Vorrangig soll es eine Woche der Kultur, Kommunikation und Therapie für die ganze Familie werden. Denn Eltern, die mit der Nachricht konfrontiert werden, daß ihr Kind hörbehindert ist, erleben neben dem Schock, den diese Diagnose mit sich bringt, einen ungeheuren Druck: Das Kind soll in seine Umgebung integriert werden, die Sprachentwicklung muß so früh wie möglich gefördert werden, technische Möglichkeiten werden gesucht, das Resthören zu stimulieren. In dieser Woche der »Musikalischen Sprachtherapie« soll nun den Eltern, Geschwistern und den hörbehinderten Kindern so viel Information wie möglich über verschiedenste Therapieformen geboten werden. Neben Gebärdenkursen, Logopädie, Physiotherapie, Theaterwerkstatt, Selbsterfahrungsgruppen und Spielpädagogik wird vor allem auch Musiktherapie eingesetzt. Diese Therapieform bietet den Vorteil, daß für die Musik wichtige Bestandteile wie Rhythmus und Intonation auch in der Laut-Sprache verankert sind. Mit Hilfe von musikalischen Elementen kann die Sprachentwicklung in Gang gesetzt werden.

Für die Veranstalter, dem Verein »freies lesen« und »hallo hört«, ist diese Woche eine Möglichkeit, Mut zu machen und etwas Entlastung anzubieten. Informationen und Anmeldung bei Katharina Ferner, Tel.: o662 / 62 33 03.

Der Toihaus-Umbau ist fixiert. Stadt und Land Salzburg tragen die baulichen Investitionen zu gleichen Teilen, alles was unter Verbesserung der Bausubstanz fällt, wird von Hausherr Errol Limmert übernommen. Der Bund zahlt die beweglichen Investitionen, also die Theaterausstattung. Die Planung macht Ursula Spannberger.

Der »kunstfehler« gratuliert!