mai 1995

wenn und aber

Lauschiger Großangriff auf dem Daten-Highway

Zur Volksbelustigung gab’s kürzlich Neues über neue Minister, Altes über einen alten Kardinal, Ostereier- und Parteiobmannsuchen und - finden usw.

Deneben und weitgehend unbemerkt verabschiedet sich mit Protest der oberste österreichische Datenschützer, ein loyales Ex-Regierungsmitglied aus Kreiskys Tagen. Potente Vertreter des Staates sowie die Schengen-Freaks in ganz EUien hätten sinnvolle Arbeit unmöglich gemacht, sagt er. Bei Kirche und Staat habe er sich unbeliebt gemacht, die Verantwortung könne er nicht mehr tragen.

Die glühenden Anhänger des transparenten Staatsbürgers haben gesiegt. Über-all werden Hard- und Software für die finsteren Zeiten installiert. Und die Mehrheit applaudiert, geht es doch vorgeblich gegen das finstere organisierte Verbrechen, die finsteren Gesellen vor den Außengrenzen des gefährdeten Wirtschaftsstandorts Innereuropa, um den Schutz also des finsteren Abendlandes.

Die Bürokraten zukünftiger autoritärer Systeme kriegen ihre prall gefüllten High-Tech-Karteikästen gleich als Einstandsgeschenk. Und, was den gegangenen Herrn Veselsky besonders empört, das Recht auf den Großen Lauschangriff als Draufgabe.

Kleiner Trost: Im ach so gemütlichen Österreich wird man sich vorderhand vielleicht mit einem Lauschigen Großangriff zufriedengeben.