Kein Kurzschluß
Hallein, die Kultur und doch kein Ende
Über Ostern fuhr er nach Venedig. Abseits der touristischen Trampelpfade versuchte er, die letzten Monate abzustreifen, die sich sicher als die härtesten in seiner bisherigen Tätigkeit als Vorsitzender des Kulturforums Hallein gestalteten. Friedl Bahner hat eine wahrlich schlimme Zeit hinter sich: »Es war wie ein Schlag, als am 9. Februar im Halleiner Gemeinderat verlautbart wurde, daß die Stadt kein Budget beschließen kann«. Bis zu diesem Zeitpunkt blickte die Salzburger Kulturszene fast neidisch auf die blühenden Aktivitäten in der ehemals grauen Industriestadt, die in augenfälligem Gegensatz zur Dechantschen Aushungerungspolitik standen. Das Wort vom möglichen »Exil in Hallein« machte die Runde. Die Festspiele, die Sommerakademie, das Festival »Zeitfluß« nahmen die Kooperation mit Hallein wahr. Plötzlich aber kam alles anders.
Am 19. April warf Bürgermeister Kurz das Handtuch. Eine schwere Krankheit und eine lange Liste von Vorwürfen war für den hemdsärmeligen Machtmens »Vetternwirtschaft« im Halleiner Rathaus wurde Kurz vor allem die Überschuldung der Keltenstadt angelastet.
Unmittelbar vor dem Ende der Ära Kurz rannte Bahner noch »von Pontius zu Pilatus«, um kulturelle Schadensbegrenzung zu erwirken. Die Erfahrung mit den politischen EntscheidungsträgerInnen geriet zunächst zu einer wenig erfreulichen: »Zu wos brauch ma des« war eine immer wiederkehrende Floskel, die sich erst nach langen Gesprächen umkehren ließ in eine positive Absichtserklärung. »Der Ruf von Hallein als Kulturstadt wäre mit einem Schlag beim Teufel gewesen. Das haben sie letztendlich eingesehen«. Dennoch: Die fetten Jahre sind vorbei. Das Kulturbudget wurde um 50% gekürzt, viele Aktivitäten wie das Kindertheater, Kulturprojekte in Schulen u.a. sind nur mehr in geringem Umfang möglich. Die Festspielproduktion »Die Riesen vom Berge«, die aufgrund der Sanierungsbedürftigkeit der früheren Sole-Reinigungshalle (öS 1 Mill.) fraglich schien, ist aufgrund des Zuschusses vom Land gesichert. Auch die Sommerakademie wird ein »abgespecktes« Programm durchführen können, ebenso der »Zeitfluß«; für 1996 allerdings gibt es keine Garantie.
»Wenn die für 1995 gemachten Zusagen nicht eingehalten worden wären, hätte ich meinen Rücktritt erklärt«, so Friedl Bahner, der sich über die Solidarität vieler Halleiner BürgerInnen freuen konnte. Ohne diese Unterstützung wäre er mutlos geworden. Sparen will er bei der Quantität der Veranstaltungen, »auf keinen Fall bei der Qualität«. Bei der entscheidenden Gemeinderatssitzung im März fanden die MandatarInnen ein meterlanges Fax Halleiner Wirtschaftstreibender vor. Initiiert von einer Firma erklärten sich 70 bis 80 Betriebe solidarisch mit Bahners Kulturkonzept und wünschten dessen weitere Tätigkeit. Das habe ihn ermutigt, weiterhin Kulturarbeit zu leisten.
Seinen ehemaligen Chef Kurz schätzte er in allen kulturpolitischen Belangen als offenen und kooperativen Partner. Nur die umstrittene Wasserbühne kann Bahner nicht gutheißen: Weniger die Kosten (öS 12 Mill.) finden seine Kritik als vielmehr die fehlenden infrastrukturellen Gegebenheiten.
Hallein steht fürs erste das Wasser bis zum Hals, ob für Friedrich Bahner, den Unermüdlichen, Land in Sicht ist, werden die Bürgermeister-Neuwahlen im Juli dieses Jahres zeigen. Die Voraussetzungen sind nicht die schlechtesten. Die Salinenstadt kämpft zwar tatsächlich mit erheblichen Liquiditätsproblemen, die Außenstände im Stadtbudget haben aber immerhin einen realen Gegenwert - meist Immobilien. Der chancenreichste Kurz-Nachfolger, Stadtvize Franz Zambelli (SPÖ), verspricht zumindest Kontinuität.