juni 1995

editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Der »kunstfehler« wird nur mehr AbonnentInnen und Mitgliedern der ARGE Kulturgelände Nonntal gratis ins Haus geliefert. Das haben wir in der Mai-Ausgabe angekündigt. Und jetzt haben Sie den »kunstfehler« in Händen, obwohl Sie nicht Mitglied der ARGE sind. Warum?

Uns hat die aktuelle Entwicklung eingeholt: Eigentlich wollten wir Anfang Juni mit einem neuen Vertriebssystem beginnen, jetzt aber steht die Existenz der gesamten ARGE am Spiel. Wenn nicht noch »ein Wunder« geschieht, wird das Kulturgelände im Sommer zumindest für zwei Monate seine Pforten schließen und alle MitarbeiterInnen entlassen (Siehe auch Seite 9). Das wollten wir möglichst unter die Leute bringen, damit sie wissen, was von der Kulturpolitik in dieser Stadt zu halten ist...

Apropos Finanzen: Wiederholt wurde an uns die Frage gestellt, ob denn eine Zeitung in der Qualität des »kunstfehler« nicht die finanziellen Möglichkeiten der ARGE-Kulturgelände sprenge? Das Lob ehrt uns, mit den realen Kosten des »kunstfehler« hat es freilich wenig zu tun. Unsere Vorgabe war es, die Zeitung ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, AbonnentInnen, Presseförderung und Sponsoren zu finanzieren. Allein die Tatsache, daß im Sponsoringbereich innerhalb von 5 Monaten eine Steigerung von öS 150.000.- erreicht werden konnte, gibt uns in unserem Vorhaben, eine Stadtkulturzeitung zu produzieren, recht.

Das mit der Presseförderung ist eine andere Sache. Am Beispiel TATblatt wird uns momentan vorexerziert, wie's mit der sogenannten Medienvielfalt in unserem Lande gehalten wird: Ein mit vielen Millionen Presseförderung bedachtes, am common sense dahindümpelndes Kleinformat schafft es, nebst TATblatt-Presseförderung gleich dazu einen spendenden Minister ins Wanken zu bringen. Spätestens im Sommer werden wir sehen, ob die Presseförderungskommission Medienvielfalt im Sinne hatte oder - in einer Art vorauseilendem Gehorsam - Haider eine Krone verpaßt.

red.