august 1995

Harald Schlömmer
gelesen

Wolfgang Purtscheller: Aufbruch der Völkischen: Das braune Netzwerk.

Picus Verlag, Wien 1993

Mit einer nahezu unglaublichen Detailkenntnis versucht der Wiener Autor und Publizist Wolfgang Purtscheller, die braunen Ränder der Neuen Rechten nachzuzeichnen.

Mit Biographien von Norbert Burger über Gottfried Küssel und Hans Jörg Schimanek jun. bis hin zu Andreas Mölzer und Otto Scrinzi macht Purtscheller deutlich, daß die Neue Rechte und die nationalrevolutionäre Front keine abgrenzbaren Bewegungen sind. Sie reichen nicht nur weit in die freiheitliche Partei Haiders hinein, sie bedienen sich Organistions- und Entwicklungsstrategien, die für die Rechte bis in die frühen 70 Jahre eigentlich neu waren.

Auf den Punkt bringt es der frühere Goebbels-Pressereferent Wilfried van Oven im La-Plata-Ruf 1973 (zit. nach Purtscheller):

»Aber welche Linke würde nicht zustimmen, wenn man fordert: Dem Großkapital muß verboten werden, nur um des Profits willen ganze Völkerscharen in Europa zu verschieben. Der Mensch soll nicht zu Arbeit, sondern die Arbeit zum Menschen gebracht werden. Der Sinn bleibt der Gleiche: Fremdarbeiter raus! Die Reaktion der Zuhörer wird aber grundverschieden sein.«

Purtscheller gelingt mit »Aufbruch der Völkischen« nicht nur ein Who's Who der rechten Szene, er zeigt vielmehr, daß mit Hilfe von Vernetzungen eine Bewegung entstanden ist, der weder mit großen Verfassungsdiskussionen noch mit einem aufgeblähten Polizeiapparat beizukommen ist. Die Politik ist gefordert, mehr denn je in der Zweiten Republik.

Ein Buch für Regentage - die kommen bestimmt.