august 1995

Harald Schlömmer
leitartikel

Sperre!

Die Sommersperre ist also Realität geworden. Keiner und keine der geforderten PolitikerInnen war willens oder in der Lage, die im Kulturgelände Nonntal so dringend benötigten öS 700.000.- für eine kontinuierliche Kulturarbeit und eine stabile Beschäftigungslage aufzutreiben.

Natürlich hätten die Verantwortlichen im Kulturgelände Nonntal neben den bereits 83 gekürzten Projekten und Veranstaltungen noch weitere 60 oder 70 einsparen können, dann allerdings wäre das Haus zur Endlagerstätte jedes engagierten Kulturbegriffs geworden, zumal der in der Nutzungsvereinbarung zwischen Stadt Salzburg und dem Verein ARGE Kulturgelände festgelegte »Kulturauftrag« wohl nicht mehr erfüllbar gewesen wäre.

Weitere Kürzungen stehen an. Für '96 plant die Rechtskoalition eine Reduzierung des Kulturbudgets um weitere 25 Mio. Betreffen würde dies wieder einmal vor allem die frei Geförderten des sogenannten Neuen Kulturellen Sektors, also etablierte Häuser und Institutionen wie Literaturhaus, Frauenkulturzentrum, TOI-Haus, ARGE Nonntal, DAS KINO, Rockhouse, ÖIE etc.

Finanzchef Horst Schiefermeier erklärt in den Salzburger Nachrichten die Kürzungen damit, daß sie in den Vorjahren bei freien Förderungen »nicht wie notwendig« passiert sind. Die Zahlen behaupten anderes:

Die Kulturausgaben der Stadt sanken von 6,2% (1993) auf 4,68% (1995). Das ist bekannt. Interessanter noch ist das Verhältnis von Pflichtausgaben einerseits (vor allem Mozarteum, Musikschulwerk, Landestheater und Festspiele) und der freien Förderung andererseits. Waren 1993 noch immerhin 44% der Kulturförderung für die »freie« Vergabe verfügbar, so wurde die Quote 1995 auf knapp 30% gedrückt.

Auf das Budget der Stadt umgerechnet heißt dies, daß der gesamten freien Kulturszene gerade noch 1,4% !!! des Stadtbudgets zur Verfügung steht.