august 1995

kurzfehler

kurzfehler

50 Jahre ÖGB ist zweifellos auch in Salzburg ein Grund zum Feiern. Das haben die Damen und Herren Funktionäre in Form eines Festaktes Ende Mai auch kräftig gemacht. Nur haben sie vor lauter Feiern gleich einmal einen Teil ihrer Mitgliedschaft vergessen. Ausgerechnet die Vertreter ausländischer Arbeitnehmer wurden nicht eingeladen. In einem gemeinsamen Brief an ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch fragen deshalb die wichtigsten Gastarbeiter-Innenvereine in Salzburg, ob der ÖGB an ihren Mitgliedsbeiträgen noch Interesse habe. Die ausländischen Kollegen stellten der Gewerkschaftsnomenklatur gleich eine zusätzliche Rute ins Fenster: »Interessieren Euch unsere Stimmen bei einer Abstimmung über die AK«, werden die ÖGB-Bosse an das Wahlrecht ausländischer Arbeitnehmer bei AK-Wahlen erinnert.

Othmar Raus, SPÖ-Kulturlandesrat ist sauer; auf die ARGE im allgemeinen und den »kunstfehler« im besonderen. Raus, in politischen Fragen nicht gerade als Mimose bekannt, ärgert sich zu Recht! In der eiligst produzierten »kunstfehler«-Sondernummer zur Schließung des Kulturgeländes kam Raus in den zweifelhaften Genuß, mit exakt demselben Protestschreiben konfrontiert zu werden wie Stadtkulturchef Josef Dechant. Dabei hatte sich der Sozialdemokrat vorher wochenlang für die ARGE eingesetzt und diese beispielsweise gegen die unglaubliche Terror-Diffamierung durch Dechant und Kronen-Zeitung öffentlich in Schutz genommen. »Ich muß nicht unbedingt gelobt werden«, so Raus zum »kunstfehler«, aber das habe er sich nicht verdient. Den in der Hektik und dem Frust drohender Arbeitslosigkeit entstandenen Irrtum - übrigens auch Minister Rudolf Scholten und Elisabeth Gehrer bekamen versehentlich die Dechant-Version - möchte die Redaktion jedenfalls bereinigen. Vor allem weil Raus immer und zu jeder Zeit gesprächsbereit geblieben ist.

Der Kultursprecher der Grünen, Willibald Gföhler, nutzte eine Einladung des Kulturgelände Nonntal zur Veranstaltungsreihe Konfrontationen, um sich persönlich über die Zustände der Salzburger Kulturpolitik zu informieren. Der Besuch zeigte Folgen:

In der diesjährigen Nationalratsdebatte über den Kunstbericht kritisierte Gföhler neben der bei- spiellosen Diffamierungskampagne der Fs gegenüber der ober-österreichischen KUPF auch deren »Nachahmer« in der ÖVP. »Da streicht doch der Salzburger Bürgermeister Dechant dem dortigen Frauenkulturzentrum zwei Drittel der Finanzierung mit der Begründung, daß sich im Frauenkulturzentrum Lesben treffen. Die Intoleranz dieses Herrn Bürgermeis- ters spricht für sich, homosexuelle Anwandlungen sind offenbar nur in der Kirche erlaubt, denn dieser wird der Herr Bürgermeister sicher keine Gelder streichen«, so Gföhler im Nationalrat. Gföhler wendet sich auch gegen den Schulterschluß von Dechant und Kronenzeitung, um das Kulturgelände Nonntal in die Nähe von linksradikalem, rechtsradikalem oder pornographischem Gedankengut zu rücken. (Der kunstfehler berichtete in einer Sondernummer). »Das Verleumderische dieser Aktion ist, daß allein die Anordung einer Untersuchung unterstellt, daß dort etwas falsch laufen könnte, obwohl es bislang keinerlei Anzeichen dafür gab. Wie groß wäre die Empörung, wenn die Salzburger Festspiele dahingehend untersucht werden würden, ob sie rechstradikales, linksradikales oder pornographisches Gedankengut verbreiten!«

Die Kronen Zeitung zeichnet sich - wie man weiß - nicht nur durch besonders fundierte und seriöse Berichterstattung aus, sondern auch durch originellen und intelligenten Umgang mit ihren KritikerInnen. Vor kurzem seitens der Landesregierung mit dem Recht auf Führung des Landeswappens bedacht, sahen sich ihre Macher in der Folge mit einem besonders bösartigen Brief von Christoph Janacs, Autor und Vorsitzendem des Fachbeirates für Literaturvermittlung, konfrontiert. Janacs erdreistete sich unter anderem, die Begründung der Landesregierung für die Würdigung anzugreifen, in der »das vermehrte Bemühen« der Kronenzeitung »um Salzburgthemen und der erhebliche Einfluß auf die Meinungsbildung in Salzburg« hervorgehoben worden war. Wenige Tage später erhielt er ein Blatt Papier, worauf sich seine Adresse, das Datum und die Anrede »Sehr geehrter Herr Janacs!« befand. Gezeichnet war der »Brief« mit Krone-Stempel und schwungvollem Kürzel. Beigelegt fand er die Buchausgabe des »Heiteren Bezirksgerichts«.

Eine neueTATblatt-Vertriebsstelle wurde in Salzburg gesichtet. Gespannt sein kann man auf die Reaktion von Haider und Kolleg-Innen - es ist der Interspar Lehen.