september 1995

Birgit Feusthuber
gelesen

Konstanze Fliedl (Hrsg.)

Österreichische Erzählerinnen Prosa seit 1945 (dtv, März 1995)

Weibliches Schreiben? Das Österreich-Spezifische innerhalb der deutschsprachigen Literatur? Österreichische Schriftstellerinnen haben sich - so die Wiener Germanistin Konstanze Fliedl - »auf kein ästhetisches Programm eingelassen, auch nicht auf eine Definition `weiblicher Schreibweisen'«, wie sie vor allem französische Theoretikerinnen immer wieder versuchten. Die in dieser Anthologie versammelten Autorinnen haben trotz unterschiedlicher Werke und Ausgangspositionen eines gemeinsam: Sie glaub(t)en nicht an das Auffinden einer neuen weiblichen Sprache, sondern lassen (großteils) »die alten Bedeutungen poetisch und listig ins Leere laufen«. Wer sich einen Überblick über wesentliche österreichische Autorinnen seit 1945 verschaffen möchte (auch wenn diese Anthologie - wie jede - unvollständig bleibt), findet hier sowohl Primärtexte als auch Besprechungen von bisher Unbekannten wie Veza Canetti beispielsweise, und natürlich die immer wieder beeindruckenden »Großen« Bachmann, Aichinger, Mayröcker, Jelinek bis zur 1989 im Alter von vierundzwanzig Jahren verstorbenen Salzburgerin Meta Merz.