september 1995

Didi Neidhart
gelesen

MARK TERKESSIDIS

Kulturkampf. Volk, Nation, der Westen und die Neue Rechte (Kiepenheuer & Witsch 1995)

Was haben Multikulturalismus und Ethnopluralismus gemein? Wie wurde der Marxist Gramsci zur Basis der strategischen Neuorientierung der Rechten? Wie weit nach rechts bewegen sich GrünpolitikerInnen, wenn sie über »Nation«, »Identität«, »Staat«, »Kultur« reden? Wie gelang es der Neuen Rechten links geerdete Begriffe wie »Politik der Differenz« oder »Mikropolitik« nach rechts umzupolen? Welche Konzepte, Strategien und Ziele hat die »rechte Avantgarde« im Kampf gegen die von ihr angenommene »linke Kulturhegemonie«?

Um diese und ähnliche Fragen geht es in diesem - eigentlich längst überfälligen - Buch. Gestützt auf akribisch zusammengetragenes Material untersucht der Autor die theoretischen Grundlagen der Neuen Rechten (z.Bsp. Carl Schmitts Auffassung vom »Staat« als »Identität von Regierenden und Regierten«) und zeichnet den Weg der »Kulturalisierung«/«Ethnifizierung« von Politik, d.h. die Transformation sozialer Aspekte ins Kulturelle/ Ethnische (Stichwort »Ausländerkriminalität«) nach. Neben den Arbeiten von Klaus Theweleit und Georg Seesslen die bis dato wichtigste theoretische Veröffentlichung zum Thema. Pflichtlektüre!