oktober 1995

Peter Truschner
gelesen

BETH NUGENT

»Kleine Opfer. Stories.« Rowohlt Taschenbuch Verlag, 95.

Fast jedes Detail existiert hier um seiner selbst willen, nicht nur als Partikel einer Beschreibung von etwas. Die Intensität dringt bis in Bereiche, wo Nichtwissen, Nichtwahrnehmen-können und Vergessen-wollen im Fühlen und Handeln der Menschen nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Ein Mädchen, das darum bemüht ist, auf der wechselseitig schiefen Ebene einer gleichgeschlechtlichen Leidenschaft nicht auf die Nase zu fallen, hat dabei vielerlei Bedürfnisse zu befriedigen: »Was mir an diesem Jungen gefällt, ist, daß er ihn einfach reinsteckt (...) und kommt wie nasse Seife, die aus einer Faust flutscht (...)«.

Nur wenigen gelingt es, ihrer Prosa so präzise - wie nebenbei und doch zupackend, so sinnlich und doch voller durchschimmernder, analytischer Gewalt - jene Augenblicke abzuringen, in denen Menschen nicht mehr unterscheiden möchten, ob sie etwas begangen haben oder ob ihnen etwas zugestoßen ist. »Stell dir vor, wie still es sein wird, wenn sie nicht mehr da sind. Wir werden uns selber wieder denken hören können.«