oktober 1995

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Albert Camus

»Der erste Mensch« Roman. Rowohlt, 1995.

Drei Kreise überschneiden sich in diesem autobiographischen Werk - die Kindheit Jacques Cormerys, die Geschichte des Vaters und der Versuch, das französische Algerien in genau dem historischen Augenblick zu beschreiben, in dem dieses im Verschwinden begriffen ist.

Und Camus läßt seine Protagonisten in eindrucksvoller Genauigkeit erzählen: von den Zerreißproben einer von Unfreiheit geprägten Familie, den Träumen, dem Schweigen, der Rebellion eines Jungen, der im wilden europäischen Viertel Algiers aufwächst.

Zwei Sätze genügen, um etwas von der sinnlichen Intensität zu vermitteln, die dieses Buch auszeichnet: »Das Meer war ruhig, lau, die Sonne jetzt sanft auf den nassen Köpfen, und die Herrlichkeit des Lichts erfüllte diese jungen Körper mit einer Freude, die sie unaufhörlich schreien ließ. Sie herrschten über das Leben und über das Meer, und das Prachtvollste, was die Welt zu geben hat, empfingen sie und machten maßlos Gebrauch davon.«

Anneliese Erharter