oktober 1995

kurzfehler

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Georg Eder, Erzbischof der Salzburger Herde, hat ganz große Probleme: Im Zuge des Salzburger Diözesanforums wurde klar, daß ein guter Teil seiner Untertanen sich für die Ideen des Kirchenvolksbegehrens erwärmen kann. Da wird diskutiert um Frauen als Priesterinnen oder die Wahl des Bischofes durch die Gläubigen und ähnliches Teufelszeug mehr. Wie gut sind doch »echte Freunde«! Für seinen gestrauchelten Mitbruder Hans Hermann Groer hat er jedenfalls tröstende Worte gefunden: »Und selbst ein Fehler, den ein Mensch wirklich begangen hätte, kann all das andere Gute , das er getan, nicht zunichte machen«, schreibt er anläßlich des Rücktrittes von Groer an den ehemaligen Wiener Kardinal. In dem via Presseaussendung verbreiteten Brief hat er auch an die Journalisten noch eine Bitte: Sie sollten ein für allemal die »Causa Groer« aus ihren Publikationen verbannen. Amen!

Josef Dechant, Salzburger Stadtoberhaupt wider jegliche Vernunft, hat eine neue Front eröffnet: Im Zuge der »Aufgabenreform« wurde sein Vorhaben ruchbar, das städtische Frauenbüro, die Frauenbeauftragte sowie alle Frauenprojekte und Initiativen wegzusparen. Der reaktionäre Vorstoß hat zumindest eines erreicht. In seltener Einmütigkeit solidarisierten sich Vertreterinnen aller weltanschaulichen Richtungen mit der Frauenbeauftragten des Magistrates Dagmar Stranzinger. Besondere Empörung löste der Vorschlag aus, die Agenden der Frauenbeauftragten sollten doch von einer Frauenanwaltschaft beim Land übernommen werden. Damit würde die Frauenpolitik jedoch weg von der strukturellen Bearbeitung von Gleichstellung auf reine Einzelfallberatung reduziert. Die AK-Frauenbeauftragte Liane Pluntz wörtlich: »Ich brauche keinen Anwalt, ich bin mündig!« Bei Redaktionsschluß dieser Nummer wurde jedenfalls von Betroffenen über die Gründung einer eigenen Frauenpartei für Salzburg nachgedacht, die dann bei den nächsten Wahlen die Machtfrage stellen könnte.

Wolfgang Haider, Landtagsklubchef der Freiheitlichen, ortet eine Verschwörung linker Frauenorganisationen. Ausgerechnet der Leiter des Landespressebüros, Roland Floimair (ÖVP), kam ins Schußfeld des »kleinen« Haider: Weil sich das Landespressebüro als offizielles Sprachorgan des Landes Salzburg schon seit längerem des großen »I« als ge-schlechtsneutraler Bezeichnung bediente, mußte der Anständige gegen Worte wie beispielsweise »VolksanwältInnen« entschieden protestieren. In einem Schreiben forderte er Floimair auf, »diese Unart umgehend abzustellen und dafür zu sorgen, daß in Zukunft in den Mitteilungen des Landespressebüros wieder die deutsche Sprache, die auch laut Artikel IV unserer Landesverfassung Amtssprache ist, verwendet wird.

Vertikales im »DAS KINO«: Der Erfolg vom vergangenen Jahr - weit über 3.000 Berg- und Filmfreaks bewunderten die Senkrechte aus bequemen Kinosesseln - hat Mut gemacht: Von 17. bis 24. November dieses Jahres wagt sich »Das KINO« zum zweiten Mal an das Bergfilmfestival »Abenteuer Berg - Abenteuer Film«.

»DAS KINO« verspricht ein umfangreiches Programm, in dem für so ziemlich jeden Geschmack etwas zu finden sein soll. In den über 40 Zelluloid- und Videostreifen wird der filmische Bogen von Historischem zu Neuem, vom Skibergsteigen zum Sportklettern, von Kulturen ferner Länder zu den heimatlichen Ostalpen gespannt.

Wenn acht Tage lang im »KINO« Schwierigkeitsgrade und Höhenmeter den Ton angeben, darf natürlich auch die Diskussion mit den »Großen« des Alpinismus nicht fehlen:

Eingeladen sind Kurt Diemberger, der Tiroler Bergphotograph und Extremkletterer Heinz Zak und der Sicherheits-Chef des Deutschen-Alpen-Vereins Pit Schubert.

»DAS KINO« hat dem enormen Publikumsandrang von vergangenem Jahr Rechnung getragen und gastiert an drei Abenden in Hallein; unter anderem mit »Bergspecht« Edi Koblmüller, der sich dem »alpinen Reiseimperialismus« und dem käuflichen Bergerlebnis widmen wird.

Programm, Reservierungen und Infos bei »DAS KINO«, Giselakai 11, 5020 Salzburg. Tel.: 0662/873100.

Die »Aktion Film« kämpft ums überleben: Kulturressortchef und Groscherlzähler Josef Dechant hat der Aktion Film für 1996 eine Subvention von 200.000 Schilling in Aussicht gestellt. Die »Aktion Film« hat zwar von sich aus einer Kürzung um 20 Prozent auf 500.000 Schilling zugestimmt, die Reduzierung um 66 Prozent mache jedoch die »Aufrechterhaltung von Struktur, Qualität und Auftrag der Einrichtung« unmöglich, so Vorstandsvorsitzender Martin Wiedermair. Besonders empört hat Wiedermair die Art, wie die Stadt ihm die Budgetkürzung mitgeteilt hatte. Bei einer Kuratoriumssitzung der »Aktion Film« am 14. Juni haben die Stadtvertreter - Kuratoriumsmitglied Dechant war erst gar nicht erschienen - geschwiegen, acht Tage darauf wurde ihm die Streichung dann per Post mitgeteilt.