november-dezember 1995

Harald Schlömmer
gelesen

HANS-HENNING SCHARSACH

»Haiders Clan. Wie Gewalt entsteht« Orac Wien, 1995, 288 S.

Nach seinem Buch »Haiders Kampf«, in dem Hans-Henning Scharsach die Ideologie und Strategien des »F«-Führers dokumentiert, versucht der News-Redakteur mit dem nun vorliegenden Band die historische Entwicklung der »F«-Ideologie und deren Gewaltbereitschaft zu analysieren. Ähnlich wie Wolfgang Purtscheller in »Das braune Netzwerk« (August- kunstfehler) stellt Scharsach eine Verbindung zwischen Haider und der ultrarechten bzw. nationalsozialistischen Fraktion fest. Vor allem der Vergleich zwischen Haiders »Dritter Republik« und der »Nationalen Front« des mehrfach wegen Wiederbetätigung verurteilten Neonazi Gerd Honsik macht deutlich, wie nahe sich »F« und Rechtsaußen eigentlich sind.

Oder lassen wir es Gerd Honsiks Neonazi-Postille »Halt« selbst sagen: »Grundlage des Erfolges war der von Haider klar geforderte Einwanderungsstopp, wobei er (Haider, Anm. d.Red.) Wortwahl und Zielsetzung von unserer rechstwidrig verbotenen ðListe Nein zur AusländerflutÐ fast wortgetreu übernahm. Die gute Sache hat endlich starke Bataillone gefunden.«

Ob es nun die Stellung zum Rechtsstaat, zur Ausländerfrage, zum Staatsvertrag oder zur Beschäftigungspolitik ist, Haider bedient sich der Argumentation des Neonazi Honsik.

Die Sprache wird dabei, so Scharsach, »zum Kampfinstru-ment, das Hemmschwellen abbaut und Gewalt legitimiert, bevor mit der Drohung der letzte Schritt Richtung nonverbaler Konfliktaustragung getan wird.« Beispiele dazu gibt es im Überfluß (O-Ton »F«): »rot-schwarze Blut-egel«, »Filzläuse, die mit Blau-säure bekämpft werden sollen«, »linksfaschistisches Gesindel«, »Schauen Sie, daß Sie keine Briefbombe ins Haus bekommen«, »Schonzeit für Rot- und Schwarzwild«.

Scharsachs Buch mit keiner Seite eine boulevardjournalistische Abrechnung mit Haider. Es ist eine nahezu wissenschaftliche Analyse der Nichteinhaltung demokratischer Spielregeln des Parlamentarismus, wie Anton Pelinka im Vorwort meint. Und es ist das Buch zur Wahl am 17. Dezember!