november-dezember 1995

ARGE Band-AId22. -24. September 95

Zu einem überdeutlichen Zeichen der Solidarität mit der ARGE Nonntal und gegen die scheinheilige Kulturkämpfer-Allianz politischer Rechtsvertreter und skandalgeiler Saubermänner im Kleinformat fanden sich zwischen dem 22. und 24. September an die 120 Musiker und 1200 Gäste in der ARGE Nonntal ein, um so den kulturpolitischen Kahlschlägern dieser Stadt Flagge zu zeigen. Im Namen des Kulturgelände Nonntal möchten wir uns an dieser Stelle bei all jenen bedanken, denen die Möglichkeit eines richtigen Lebens im Falschen nicht wurst ist und die dafür vom 22. bis 24. September unentgeltlich gearbeitet haben.

Bei den MitarbeiterInnen der Veranstaltungsreihe SHUT UP & DANCE, sowie den Bands GROVERS MILL, ATRIUM und BONE, die als VeranstalterInnen/OrganisatorInnen dieses Band Aid auf die Beine gestellt haben, bei den aufgetreten Bands und KünstlerInnen, die nicht nur Zeugnis von einer vitalen Musikszene ablegten, sondern auch zeigten, daß es trotz aller (musikalischen) Differenzen jetzt darum geht, gemeinsame Sache zu machen und sich als Kulturszene nicht von Außen/ Oben marginalisiern zu lassen, bei allen Ton- und LichttechnikerInnen, bei der Belegschaft des ARGE-Beisl, für das tolle Service bei dem sonntäglichen, überraschend gut und einigermaßen ausgeschlafen besuchten Frühschoppen, und natürlich beim zahlreich erschienenen Publikum.

Die Stimmung war trotz des nicht gerade erfreulichen Anlasses mehr als gut. Von Resignation keine Spur, auch wenn manche nie gedacht hätten, daß der spaßig-hedonistische Slogan »Fight For Your Right To Party« der Beastie Boys einmal eine existentielle Bedeutung annehmen würde, die weit über das Pickel-Face-Problem »Sturmfreie Bude« hinausgeht. Schon allein die Zwischenansagen der Bands (»Wir sind heute wegen der ARGE hier und nicht weil wir so tolle Musik machen.«) hoben, quer durch das Gemüsebeet der Stile und Altersgruppen, die fatale Trennung zwischen »Ästhetik« und »Politik« auf. Es gibt also doch ein Potential von Leuten in dieser Stadt, die nicht kuschen wollen und denen opportunistische Arrangements mehr als zuwider sind. Das freut, ermutigt, spornt uns an und streichelt auch etwas unsere knurrenden Bäuche, kann aber nur der Anfang einer größeren Auseinandersetzung innerhalb der Salzburger Kulturszene damit sein, was in dieser Stadt so an kultur- und sozialpolitischen Rasenmäheraktionen passiert (und noch passieren wird). Ganz abgesehen davon, auf was sich Kulturinitiativen, Sozialeinrichtungen und damit verwandte Projekte eventuell einstellen können, wenn am 17. Dezember »der Wähler gesprochen hat«.

Die Red.