jänner-februar 1996

Birgit Feusthuber
gelesen

H.-L. DE LA GRANGE, G.WEIß (Hg)

»Ein Glück ohne Ruh« (Siedler 1995)

Sie war begeisterungsfähig, las viel, fühlte in sich die Berufung zur Komponistin. Er war fast zwanzig Jahre älter, Direktor der Wiener Hofoper, schrieb gerade an seiner 4. Symphonie, als sie sich kennenlernten. 1902 heirateten sie, bekamen zwei Töchter. Er starb 1911, fünzigjährig. Gustav und Alma Mahler führten eine von wechselnden Erschütterungen durchsetzte Ehe, die in der nun vorliegenden Gesamtausgabe seiner Briefe erstmals die Sichtweise Mahlers dokumentiert. Dies läuft der Legendenbildung Alma Mahlers zuwider, die - in zweiter Ehe mit Walter Gropius, nach der Scheidung von diesem mit Franz Werfel verheiratet - nach dem Tode Mahlers von den 349 Briefen, die sie ihm geschrieben hat, lediglich 159 veröffentlichte, von diesen jedoch nur 37 unverändert ließ. Die von Teilen des deutschen Feuilletons als Sensation angesehene Demontage Alma Mahler-Gropius-Werfels bleibt aus: Wie zerstörerisch diese Verbindung zweier Menschen sich gestaltete, in der der besessene Künstler alle Rücksicht von der Umwelt einforderte und die Frau das Eigene versanden ließ, läßt sich anhand dieses Dokuments auf jeden Fall nachvollziehen.