jänner-februar 1996

Didi Neidhart
gelesen

Jost Müller

»Mythen der Rechten« Nation, Ethnie, Kultur (Edition ID-Archiv)

Nach Mark Terkessidis’ Buch »Kulturkampf« eine weitere wichtige theoretische Veröffentlichung zum leidigen Thema. Diesmal kommt das Analysewerkzeug jedoch nicht aus der poststrukturalistischen Kiste, sondern aus jener des kritischen Marxismus neuerer Prägung. Müller spürt die Mythen der »Konservativen Revolution« und »Neuen Rechten« im deutschen Idealismus (Kant, Schiller, Herder) auf, analysiert die Strategien der Kulturalisierung des Politischen seit dem 18. Jahrhundert, stellt gegen die These einer linearen Entwicklung von der Weimarer Republik in die Jetztzeit die »Reartikulation von Konservativismus und Faschismus« (die bekannte Subsumierung von »Rasse«, »Blut und Boden« unter dem Begriff »Kultur«) und zeigt auf, warum eine Linke, die Begriffe wie »Kultur« und »Nation« positiv zu besetzen versucht (»Kultur« gegen »Unkultur«/ «Barbarei«, den guten Nationalismus aus den Fängen eines bösen Nationalismus befreien wollen), zum Scheitern verurteilt ist, wenn dabei die determinierenden sozialen, politischen und ökonomischen Aspekte nicht berücksichtigt werden.